Interventionelle Kardiologie - Herzkatheterlabor

Leitung: Oberarzt Dr. med. C. Saur
Stv. Leitung: ​​​Oberarzt Dr. med. M. Eisler
Mitarbeiter: Oberarzt Dr. med. D. Schewel, Funktionsoberarzt, Dr. med. J. Schewel, Leitender Oberarzt Dr. med. I. Nowak

Warum wird eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt?  

Die Gründe, eine Herzkatheteruntersuchung im Herzkatheterlabor durchzuführen sind vielfältig. Der häufigste Grund ist sicherlich, dass es Hinweise auf eine Verengung der Herzkranzgefäße und somit eine Durchblutungsstörung des Herzens gibt.

Anzeichen dafür sind beispielsweise Brustschmerzen / Brustenge (die sogenannte „Angina pectoris“), Luftnot unter Belastung, aber auch Veränderungen des EKGs oder der Befunde einer Ultraschalluntersuchung des Herzens. Treten die Beschwerden schleichend und allmählich auf, können vorausgehende Untersuchungen (z.B. Herz-MRT, Szintigraphie, Belastungs-EKG) häufig klären, ob es sich um eine Durchblutungsstörung handelt. Die Untersuchungen werden im Regelfall der Herzkatheteruntersuchung vorgeschaltet.

In unserer Klinik schalten wir den modernen diagnostischen Weg, das heißt eine nicht-invasive Untersuchung mittels Herz-MRT oder Koronar-CT so häufig wie möglich vor, um unnötige Herzkatheteruntersuchungen zu vermeiden. Treten die Beschwerden jedoch akut und plötzlich auf (akuter Herzinfarkt, instabile Angina pectoris), sollte die Herzkatheteruntersuchung die Frage nach einer Durchblutungsstörung jedoch sofort klären. Zudem ermöglicht sie in den allermeisten Fällen auch eine direkte Behandlung der Ursache.

Ein weiterer häufiger Grund für eine Herzkatheteruntersuchung sind krankhafte Veränderungen (z.B. Verengungen, Undichtigkeiten) der Herzklappen. Aber auch eine Schwäche des Herzmuskels mit einer verringerten Pumpkraft und / oder Veränderungen in den Druckverhältnissen der herznahen Gefäße kann mit dem Herzkatheter (Rechtsherzkatheter und Linksherzkatheter) genauer ergründet werden. Anhand der gewonnenen Informationen wird über den weiteren Behandlungsweg entschieden.

Wie läuft eine Herzkatheteruntersuchung ab?

Für die Herzkatheteruntersuchung wird zunächst eine örtliche Betäubung am Handgelenk und in Ausnahmefällen in der Leiste durchgeführt, das heißt Patienten erhalten eine kleine Spritze an dieser Stelle. Über einen nach der Betäubung in das Gefäß eingebrachten Draht und eine kleine Schleuse wird dann der Herzkatheter (ein kleiner dünner Kunststoffschlauch) durch die Gefäße bis zum Herzen vorgeführt. Während Kontrastmittel über diesen Katheter in die Herzkranzgefäße eingegeben wird, kann dieses durch die Verwendung von Röntgenstrahlen sichtbar gemacht werden. Auf diese Weise werden die Herzkranzgefäße untersucht und bestehende Engstellen identifiziert.

Sollten eine oder mehrere Engstellen festgestellt werden, besteht die Möglichkeit diese Engstellen direkt und noch während des gleichen Eingriffs zu behandeln. Hierzu wird in das verengte Gefäß ein kleiner Ballon eingebracht, der dann die Engstelle erweitert, um das Gefäß wieder auf die normale Größe zu überführen. Um zu verhindern, dass sich das Blutgefäß an der entsprechenden Stelle schnell wieder verengt, wird in der Regel zusätzlich eine Gefäßstütze - ein sogenannter Stent - eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein kleines Röhrchen aus Drahtgeflecht, das in zusammengefaltetem Zustand auf einem Ballon in die Engstelle eingeführt wird und sich dann dort beim Aufdehnen des Ballons entfaltet. Während der Ballon anschließend wieder aus dem Gefäß entfernt wird, bleibt der Stent dauerhaft im Bereich der vormals bestehenden Engstelle und soll eine erneute Verengung des Gefäßes verhindern.

Dabei wird für jeden Patienten ganz individuell die bestmögliche Behandlungsstrategie festgelegt. Zuweilen bedeutet dieses auch unter Einbezug der herzchirurgischen Kooperationspartner die Empfehlung zu einer Bypassoperation auszusprechen.

In den allermeisten Fällen kann jedoch erfreulicherweise in einer einzigen Herzkatheteruntersuchung eine vollständige Behandlung an einem Untersuchungstag erfolgen.

Leitung

Dr. med Christoph Saur | Oberarzt
Oberarzt

Dr. med Christoph Saur

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  • Besondere Schwerpunkte

    • Oberarzt, Leitung internistische Intensivstation
    • Facharzt für innere Medizin und Kardiologie
  • Mitgliedschaft in Fachgesellschaften

    • Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
    • Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin 

Stv. Leitung

Dr. med. Maximilian Eisler

Dr. med. Maximilian Eisler

Erweiterte Untersuchungsmethoden

Messung der fraktionellen Flussreserve (FFR/iFR)

In einigen Fällen ist eine klare Aussage über die Durchblutungsfunktion allein anhand der Kontrastmitteldarstellung in der Herzkatheteruntersuchung schwierig. Insbesondere für grenzwertige Befunde (mittel-hochgradige Engstellen) bietet die Messung der sogenannten fraktionellen Flussreserve (FFR) eine objektive Einschätzungsmöglichkeit der funktionellen Bedeutung von angiographisch schwer beurteilbaren Engstellen der Herzkranzgefäße.

Hierzu werden im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung mit Hilfe eines speziellen Druckdrahts die Drücke in dem betreffenden Herzkranzgefäß vor und hinter einer Verengung registriert (intrakoronare Druckmessung). Alles erfolgt unter Ruhebedingungen sowie unter einer durch ein Medikament künstlich gesteigerten Durchblutung. Aus dem Quotienten der Drücke vor und hinter der Engstelle kann geschlossen werden, ob ein Eingriff an dieser Verengung wirklich erforderlich ist.

Hierdurch ist es möglich unnötige Stentimplantationen zu vermeiden und gleichzeitig die Aussagekraft einer Herzkatheteruntersuchung zu erhöhen, um unnötige Folgeuntersuchungen zu vermeiden. Da insbesondere Patienten mit schweren Erkrankungen der Lunge nicht dem gängigen Medikament zur Durchblutungssteigerung ausgesetzt werden dürfen, verfügt die Kardiologie im Marienkrankenhaus für diese Gruppe ebenfalls über die technische Möglichkeit auf dieses zu verzichten (iFR-Messung).

Intravaskulärer Ultraschall (IVUS)

Der intravaskuläre Ultraschall (IVUS) ist eine Form der Sonographie. Dabei wird eine auf einem Spezialkatheter montierte Ultraschallsonde über einen feinen Draht in ein Herzkranzgefäß eingeführt. Mit dieser Technik lässt sich sowohl die Beschaffenheit der Wand von Herzkranzgefäßen erfassen als auch die Entfaltung von Koronarstents und somit das Ergebnis einer Ballonaufdehnung und Stentimplantation mit hoher örtlicher Auflösung und Genauigkeit beurteilen.

Nach der Herzkatheteruntersuchung

In Abhängigkeit der Beweggründe für eine Herzkatheteruntersuchung und auch des individuellen Befunds gestaltet sich die Nachsorge. Im Falle einer einfachen Untersuchung ohne gleichzeitige Behandlungsnotwendigkeit (Stentimplantation) oder erweiterter Maßnahmen (IVUS, FFR, iFR) kann im Regelfall noch am Tag der Untersuchung wieder in die Häuslichkeit zurückgekehrt werden. Lediglich die Punktionsstelle gilt es noch für einige Tage zu schonen. Sollte jedoch eine Stentimplantation oder erweiterte Maßnahmen erforderlich sein, so ist im Regelfall mindestens eine Übernachtung im Krankenhaus erfordelich, um den optimalen Heilungsverlauf sicherzustellen.

Um den medizinischen Notwendigkeiten und individuellen Bedürfnissen unserer Patienten stets gerecht zu werden, erfolgt bereits im Vorfeld einer geplanten Untersuchung eine ausführliche Besprechung und Erläuterung der vorliegenden Befunde in einem Arzt-Patienten-Gespräch mit anschließender Terminvereinbarung zur Untersuchung und ggf. stationären Aufnahme. 

Notfälle – jederzeit!

Um die Versorgung von Notfallpatienten zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, steht im Marienkrankenhaus an 365 Tagen im Jahr und zu jeder Uhrzeit ein erfahrenes Team aus Ärzten und Pflegekräften des Herzkatheterlabores bereit. Gemeinsam mit den spezialisierten Kollegen der Notfallmedizin, der Anästhesiologie und den Intensivstationen können so Patienten mit akutem Herzinfarkt, lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen, akuter Herzinsuffizienz und auch während eines Kreislaufstillstandes sowie nach erfolgreicher Wiederbelebung zu jedem Zeitpunkt und auf höchstem Niveau behandelt werden.

Für kritische Patienten, die eine intensive Unterstützung- oder gar Übernahme der Herz- und / oder Lungenfunktion benötigen, kommen zudem ohne Zeitverzug miniaturisierte Herz-Lungen-Maschinen (ECMO / ECLS) und Linksherzunterstützungssysteme (Impella) zur Anwendung.

  • Sonstige Interventionelle Therapien

    Mitralklappeninsuffizienz: Die Mitralklappeninsuffizienz ist die häufigste Form von Herzklappenerkrankungen; weltweit sind Millionen von Menschen davon betroffen. Wird die Mitralklappeninsuffizienz nicht therapiert, führt dies bei den Betroffenen ab einem gewissen Schweregrad zu einer chronisch relevanten Überlastung des Herzens, welche später zur Herzschwäche führt. Neue Katheterverfahren ermöglichen die Reparatur der Klappe durch die Leiste mittels Implantation von Clips oder Bändern am schlagenden Herzen. Diese Eingriffe sind mit einem herzchirurgischen Eingriff abzuwägen (Risikoabwägung im Herzteam).

    Interventioneller Vorhofohrverschluss (LAA-Verschluss): Da bei Patienten mit Vorhofflimmern der für den Schlaganfall ursächliche Thrombus in der Regel immer an der gleichen Stelle des Herzens im linken Vorhofohr (LAA, left atrial appendage) entsteht, gibt es eine interventionelle Methode um das Schlaganfallrisiko effektiv zu reduzieren. Hierbei handelt es sich um den Verschluss des LAA von der sytemischen Zirkulation des linken Vorhofs. (Kompetenzzentrum kryptogener Schlaganfall)

    Vorhofseptum-Verschluss: Der Vorhofseptumdefekt (Atrialer Septum Defekt, ASD) ist der häufigste angeborene Herzfehler (5 bis 10 %) und ist durch einen Substanzdefekt in der Vorhofscheidewand mit Blutübertritt aus dem linken in den rechten Vorhof gekennzeichnet. Etwa 1/3 dieser Defekte werden erst im Erwachsenenalter entdeckt. Dies betrifft vor allem kleinere Defekte und Defekte vom „Secundum-Typ“ (ca. 75 % aller ASDs), bei denen keine zusätzliche Herzklappenbeteiligung vorliegt. Optional besteht auch die Möglichkeit in einem herzchirurgischen Eingriff eine Septumverschluss durchzuführen (beim „Primum-Typ“ ist dies die einzige Möglichkeit).

    Persistierendes Foramen ovale: Etwa 80 % der Schlaganfälle sind durch eine Verlegung der zuführenden Blutgefäße verursacht, zumeist durch einen atherosklerotisch verursachten thrombotischen Gefäßverschluss oder durch Fortleitung von Gerinseln (häufig aus dem linken Vorhofsohr bei Vorhofflimmern) ausgehend. Bei einem weiterhin offenem Foramen Ovale (persistierendes Foramen Ovale, PFO) kann als Ursache aber auch eine „gekreuzte Embolie“ (Übertritt von Gerinseln aus dem rechten Herzen - venös nach links – arteriell und damit in die Hirnversorgenden Gefäße) vorliegen und es empfiehlt sich somit der Verschluss diese Übertrittsstelle (PFO) mittels Kathetertechnik (Kompetenzzentrum kryptogener Schlaganfall)              

    Koronarer Reducer: Eine therapierefraktäre Angina pectoris („Herzenge“) liegt als nicht-seltener Befund vor, wenn mittels Verwendung von Medikamenten und Interventionen (Stentimplantation; Bypassoperationen) an den Herzkranzgefäßen keine Verbesserung der Beschwerden mehr erzielt werden kann. Neuerdings zeigen aktuelle Studien eine deutliche Verbesserung der Beschwerden nach Einbringen eines kleinen Drahtgeflechts in den „Koronarsinus“ (Sammelzufluss aller großen Herzvenen). Durch eine gezielte Verengung dieses Koronarsinus, stellt sich eine Umverteilung des Blutes zu Gunsten der unterversorgten Bereiche ein und führte in der Mehrzahl der behandelten Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Bescherden.

    Hypertrophe Obstruktive Kardiomyopathie (HOCM): Bei der hypertroph obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM) kommt es durch eine Verdickung der Herzscheidewand zu einer mehr oder weniger starken Verlegung (Obstruktion) des Ausflussbereiches der linken Herzkammer. Typische Beschwerden der betroffenen Patienten können Luftnot, Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Bewußtlosigkeiten und plötzliche Todesfälle sein.

    Therapeutisch kann nach gezieltem Verschluss (Alkohol-Embolisation) eines oder mehrer kleiner die Herzscheidewand versorgenden Seitenäste eines Herzkranzgefäßes der Herzscheidewandverdickung entgegengewirkt werden (TASH-Verfahren) und damit zu einer Verbesserung der Beschwerden führen. Optional besteht auch die Möglichkeit in einem herzchirurgischen Eingriff eine Septumverdickung abzutragen.

    Aortenklappenstenose: Die Aortenklappenstenose ist in erster Linie eine degenerative Erkrankung des alten Menschen. Daten aus epidemiologischen Untersuchungen legen nahe, dass 5 % der über 85-jährigen Menschen eine Aortenklappenstenose aufweisen. Durch die zunehmende Lebenserwartung steigt innerhalb der nächsten Jahre insbesondere der Anteil der über 80-jährigen in der Gesamtbevölkerung und somit auch die Anzahl jener Menschen, die einer Aortenklappenintervention bedürfen. Als Therapie der ersten Wahl gilt im höheren Alter die Katheter-gestützte Implantation von Aortenklappenprothesen (TAVI) als etabliert.

    Alle diese Eingriffe sind mit einem herzchirurgischen Eingriff abzuwägen (Risikoabwägung im Herzteam). Als Standardtherapie des fortgeschrittenen Aortenklappenvitiums bei Niedrigrisiko-Patienten gilt immer noch der operative Ersatz der erkrankten Herzklappe durch eine mechanische oder biologische Aortenklappenprothese.

    Der Vorteil der mechanischen Aortenklappenprothesen besteht in der theoretisch lebenslangen Haltbarkeit, ihr Nachteil ist die zwingende Notwendigkeit zur dauerhaften Antikoagulation. Diese Vorgehensweise bei Niedrigrisiko-Patienten wird sich vermutlich schon bald ändern, da auch die Katheterklappen-Therapie (TAVI) in dieser Patientengruppe in ganz aktuellen Studien der herzchirurgischen Therapie überlegen erscheint.

    Koronarfisteln: Kurzschlußartige Verbindungen zwischen Arterien und Venen  sind seltene (ca. 0,3% aller Koronarangiographien) und sehr unterschiedliche, häufig angeborene Besonderheiten, die isoliert, bei angeborenen Herzfehlern oder seltenen Systemerkrankungen und Syndromen auftreten können. Therapeutisch kann sich der Verschluss einer solchen Fistel empfehlen, wenn sie ursächlich mit einer Herzinsuffizienz oder mit Rupturrisiko in Verbindung gebracht wird. Mittels gezieltem Verschluss (Coil-  oder Plug-Embolisation) des zuführenden Astes können diese verschlossen werden.

    Mitralklappenstenose: Die Mitralklappenstenose ist inzwischen eine seltene Erkrankung geworden, da das Rheumatische Fieber durch konsequenten Einsatz von Antibiotika stark zurückgedrängt werden konnte. Die Ballonklappensprengung zur Behandlung der Mitralklappenstenose wurde erstmals 1984 von Inoue durchgeführt und gilt aufgrund der guten Akut- und Langzeitresultate inzwischen als etabliertes Verfahren zur nicht-chirurgischen Behandlung der Mitralklappenstenose. Die Mitralklappenvalvuloplastie ist eine „Sprengung“ von verklebten und zum Teil auch verkalkten beweglichen Teilen der Mitralklappe mittels eines Ballons. Diese Eingriffe sind mit einem herzchirurgischen Eingriff abzuwägen (Risikoabwägung im Herzteam).

    Paravalvuläre Leckagen: Paravalvuläre Lecks (Undichtigkeiten im Bereich einer künstlichen Herzklappe) nach chirurgischem und auch interventionellem Herzklappenersatz sind als postoperative (Spät-)Komplikation zu betrachten und können eine Herzinsuffizienz und / oder schwere Schädigung der roten Blutkörperchen (Hämolyse) verursachen. Die Häufigkeit des paravalvulären Lecks ist nicht genau bekannt. Eine Indikation zum Verschluss von paravalvulären Lecks mittels kleiner Okkluder wird bei Verschlechterung einer Herzinsuffizienzsymptomatik oder bei relevanter Hämolyse gesehen. Optional sind solche Eingriffe mit einem herzchirurgischen Eingriff abzuwägen (Risikoabwägung im Herzteam).

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Terminvergabe

Anmeldung zur Herzkatheter-Untersuchung über Frau M. Burmester unter Tel. 040 / 25 46-29 44, Fax 040 / 25 46-21 58 oder per E-Mail.

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