Prostatakrebs

Prostatakrebs, medizinisch auch als Prostatakarzinom bezeichnet, ist eine bösartige Tumorerkrankung der männlichen Vorsteherdrüse im männlichen Fortpflanzungssystem. Die Prostata befindet sich unterhalb der Harnblase und umgibt die Harnröhre, die den Urin aus der Blase transportiert. Prostatakrebs entwickelt sich, wenn Zellen in der Prostata anfangen, sich unkontrolliert zu vermehren und dadurch einen bösartigen Tumor bilden. Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Männern weltweit.

Zu Beginn der Erkrankung im frühen Stadium verursacht die Erkrankung üblicherweise keine Beschwerden und die Betroffenen merken nicht, dass in der Prostata Krebs wächst. Die Krebszellen wachsen in der Regel meist langsam, sodass die Erkrankung dank Vorsorgeuntersuchung in vielen Fällen bereits in sehr frühen Stadien entdeckt wird. Wie bei jeder Tumorerkrankung gilt auch beim Prostatakrebs: Je eher die Erkrankung entdeckt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Daher ist eine frühzeitige Diagnose wichtig.

Ist jeder Prostatakrebs gleich?

Nein. Viele Prostatakrebsarten wachsen langsam und bleiben über lange Zeiträume hinweg lokal begrenzt. Einige können jedoch aggressiver sein und sich schneller ausbreiten. Die Agressivität des Tumors kann am feingeweblichen Untersuchungsergebnis der Prostatabiopsie abgelesen werden und ist für die Therapieplanung wichtig. Grundsätzlich können folgende Stadien beim Prostatakarzinom unterschieden werden:

  • Lokal begrenztes Prostatakarzinom
  • Lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom
  • Metastasiertes Prostatakarzinom

Therapie von Prostatakarzinomen

Die Diagnose Prostatakrebs ist für viele Männer ein Schock. Seien Sie aber versichert, dass es heute exzellente Behandlungsmöglichkeiten gibt. Zunächst muss für Sie eine individuelle Therapie gefunden werden. Diese ist davon abhängig, in welchem Stadium das Prostatakarzinom bei Ihnen entdeckt wurde. Insbesonders bei Männern mit einem frühen, noch auf die Prostata begrenzten, Stadium gibt es mehrere Möglichkeiten, die Krankheit individuell zu behandeln, was eine sorgfältige Wahl der Therapie erfordert.

Faktoren für die Wahl der Therapie:

  • Tumorstadium
  • Aggressivität des Tumors
  • Symptome
  • Alter und Lebenserwartung
  • Begleiterkrankungen
  • Vorstellung von Lebensqualität
  • Patientenwunsch und individuelle Situation

Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die in unserem Prostatazentrum angebotenen Therapieverfahren zur Behandlung von Prostatakarzinomen:

  • Radikale Prostatektomie

    Die radikale Prostatektomie ist der in Deutschland am häufigsten durchgeführte Eingriff zur Therapie des Prostatakarzinoms. Bei der radikalen Prostatektomie wird die gesamte Prostata mit den Samenblasen und einem Stück der Samenleiter entfernt. Das Ziel der radikalen Prostatektomie ist es, alle Krebszellen vollständig zu entfernen und eine Heilung zu erzielen. Die Heilungschancen sind dabei exzellent, wenn die Operation in einem frühen Stadium der Erkrankung durchgeführt wird.

    Welche OP-Methoden werden in der Urologie im Marienkrankenhaus angeboten?
    Die Operation wird in unserem Prostatazentrum als minimal-invasive, roboter-assistierte, laparoskopische Operation und offene OP angeboten.

    Die meisten Operationen werden heutzutage roboterunterstützt durchgeführt. In unserer Klinik steht dazu das moderne DaVinci Xi OP-Robotersystem zur Verfügung. Hiermit kann die Prostata über insgesamt sechs kleine Schnitte total entfernt werden. Die OP erfolgt mit 3D-Kameratechnologie mit zehnfacher Vergrößerung. Selbstverständlich ist für eine OP mit dem DaVinci-OP-Robotersystem keine Zuzahlung erforderlich. Es handelt sich hierbei um Leistung, die von Ihrer Krankenkasse übernommen wird.

    Bei der offenen Operation erfolgt die Operation über einen kleinen Unterbauch-Mittellinien-Schnitt. Die Operation erfolgt mittels Lupenbrillen-Vergrößerung in mikrochirurgischer Technik.

    Unabhängig ob als robotisch-assistierte oder offene OP bieten wir grundsätzlich eine nerv-schonende OP mit der sogenannten NEUROsafe-Technik zum Erhalt der Erektionskraft an. Ob eine nerv-erhaltende Operation möglich ist, hängt von den individuellen Patienten- und Tumorparametern ab. Dies besprechen wir mit Ihnen im Vorbereitungs- und Aufnahmegespräch. Für eine optimale Patientensicherheit erfolgt während der Operation eine sogenannte Schnellschnitt-Diagnostik. Dabei erfolgt während der Narkose die Überprüfung durch die Kollegenen der Pathologie, ob der Tumor die Prostatakapsel nicht durchbrochen und die Nerven befallen hat.

    Werden die Lymphdrüsen entfernt?
    Durch eine Entnahme der Lymphknoten (= Lymphadenektomie) in der Umgebung der Prostata lässt sich sicher feststellen, ob der Prostatakrebs in die Lymphdrüsen gestreut hat. Diese Information ist zum einen wichtig, da bei einem Befall der Lymphknoten eventuell eine weitere Behandlung erforderlich wird. Darüber hinaus, kann eine Entfernung befallener Lymphdrüsen aber auch zu einer Heilung der Erkrankung beitragen. Die Entfernung der Lymphknoten kann in der gleichen Operation zusammen mit der Entfernung der Prostata erfolgen. Es erfolgt nicht automatisch bei jedem Patienten eine Lymphadenektomie. Die Entscheidung zu einer Lymphknotenentfernung wird individuell unter Zuhilfenahme von Berechnungsmodellen, die den Lymphdrüsenbefall abschätzen können, getroffen.

    Gibt es Nebenwirkungen?
    Die Folgen einer solchen Operation und der Umgang damit ist eine sehr persönliche und individuelle Erfahrung. Die Häufigkeit von Nebenwirkungen ist in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Grundsätzlich kann es nach der Entfernung der Prostata zum Auftreten von vorübergehenden, gelegentlich auch längerfristigen, Nebenwirkungen kommen.

    Nach der OP kann es zu unfreiwilligem Urinverlust – sog. Harninkontinenz – kommen. Durch ein spezifisches Beckenboden-Kontinenz-Training können die meisten zuvor vollständig kontinenten Männer wieder die vollständige Kontinenz zurückerlangen.

    Zudem kann sich die Erektionskraft nach der OP verschlechtern oder verloren gehen (erektile Dysfunktion / Impotenz). Bei einer Vielzahl der Operationen kann heute jedoch die nerv-schonende NEUROsafe-Operationstechnik angeboten werden. Es erhalten alle Männern mit nerv-erhaltender OP den Beginn einer postoperativen erektilen Früh-Rehabilitation noch während des stationären Aufenthalts.

    Nach einer Lymphknoten Entfernung können sich manchmal sog. Lymphozelen (= örtliche Ansammlung von Lymphwasser, ggf. mit Kompression umliegender Strukturen) bilden. Das Risiko für eine Lyphozelen-Bildung ist mit der roboter-assistierten DaVinci Operation deutlich geringer als bei der offenen Operation, da nach einer robotischen OP die Lymphflüssigkeit in den Bauchraum abfließen kann, wo sie vom Körper rückresorbiert wird.

    Zur optimalen Versorgung erhält jeder Patient im Rahmen des stationären Aufenthalts eine Mitbetreuung durch unsere Physiotherapie und ein Angebot zur pyscho-onkologischen Mitbetreuung. Zudem bieten wir allen Patienten die Organisation einer postoperativen Reha-Behandlung an.

    Wie geht es nach einer OP weiter?
    Die weitere Behandlung nach einer OP erfolgt durch Ihren niedergelassenen Urologen. In der Mehrheit der Fälle sind lediglich regelmäßige Nachkontrollen erforderlich (sog. Tumornachsorge). Für einige Konstellationen kann es sinnvoll sein, nach einer erfolgten Operation eine Bestrahlung und / oder eine medikamentöse Therapie anzuschließen. Sollte eine solche Therapie in der interdisziplinären Tumorkonferenz empfohlen werden, informieren wir Sie umgehend und unterstützen Sie gern bei der Anbindung ggf. an eine strahlentherapeutische Einrichtung. Zudem erhalten Sie den Beschluss der Konferenz schriftlich in Ihrem Arztbrief, wenn Sie die Weiterbehandlung heimatnah durchführen lassen möchten. Je nach Ihrem Wohlbefinden und der Art der vorgeschlagenen Therapie werden diese Therapien meist ambulant durchgeführt.

    Informationen für niedergelassene Kollegeninnen und Kollegen
    Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit mit Ihnen, um das bestmögliche Ergebnis für unsere gemeinsamen Patienten zu erzielen. Unsere primären Ansprechpartner (Chefarztsekretariat und Oberärzte) fungieren für Sie als zuweisende Ärzte als direkter Kontakt für die Anmeldungen Ihrer Patienten. Melden Sie gerne Ihre Patienten zur Beratung in unserer Privat- oder Prostatakarzinom-Oberarzt Sprechstunde an (Tel. 040 / 25 46-24 02; E-Mail schreiben). Für Direktanmeldungen zu einer radikalen Prostatektomie nutzen Sie gerne auch unser Anmeldeformular (Download), dass Sie uns als E-Mail oder Fax zukommen lassen können.

  • Strahlentherapie

    Unter einer Strahlentherapie versteht man eine Behandlung mit ionisierenden Strahlen (ultraharte Röntgenstrahlen, radioaktive Strahlen). Für die angestrebte Zerstörung der Prostatakarzinom-Zellen gibt es unterschiedliche  Arten und Anwendungsformen einer Strahlentherapie.

    Grundsätzlichen stehen zur Verfügung:

    • LDR Brachytherapie (Seed Implantation)
    • HDR Brachytherapie (Afterloading)
    • Perkutane Bestrahlung
    • Kombinierte Therapieansätze

    Welche Form von Bestrahlung für Sie in Frage kommt, wird ein Strahlentherapeut mit Ihnen besprechen. Folgende externe Kooperationspartner stehen Ihnen im Marientenkrankhaus für die Strahlentherapie zur Verfügung: Praxiszentrum Alstertal.

    Gibt es Einschränkungen?
    Ja. Eine Strahlentherapie bei Prostatakrebs kann nur durchgeführt werden, wenn Sie ausreichend gut Wasser lassen können, die Prostata nicht zu groß ist und Sie über eine ausreichende Blasenkapazität verfügen. Diese Parameter werden im Vorfeld überprüft. Sollte eine Strahlentherapie primär nicht möglich sein, kann überprüft werden, ob alternativ eine radikale Prostatektomie durchgeführt werden kann. Alternativ kann ansonsten zur Vorbereitung auf eine Strahlentherapie eine Verkleinerungs-Operation der Prostata (z.B. HoLEP) erfolgen. Weitere allgemeine Informationen zur Verkleinerung der Prostata finden sie hier.

  • Aktive Überwachung

    Die aktive Überwachung (sog. Active Surveillance) ist eine Behandlungsform, die für manche Männer mit einem frühen, auf die Prostata begrenztem Stadium, und einer nicht aggressiven Form von Prostatakrebs in Frage kommt. Es handelt sich um eine Überwachungsstrategie, bei der eine Behandlung begonnen wird, wenn es Hinweise gibt, dass der Tumor sich vergrößert oder zu einer aggressiven Tumorform verändert.

    Für diese Kontrolle bedarf es regelmäßige urologische Untersuchungen, PSA-Kontrollen sowie wiederholte Prostatabiopsien (Gewebeprobenentnahmen). Im Rahmen einer modernen Überwachungsstrategie wird heute auch die Durchführung einer multiparameterischen MRT (mpMRT) der Prostata und – in Abhängigkeit des Befundes – die Durchführung einer Fusionsbiopsie empfohlen.

    Die Aktive Überwachnung erfolgt durch Ihnen niedergelassenen Urologen, dieser überweist Sie jedoch ggf. zu weiterführender Diagnostik in das Krankenhaus. Die Aktive Überwachnung kann jederzeit auch aus persönlichen Gründen abgebrochen werden, sollte der Wunsch nach einer definitiven Behandlung des Prostatakarzinom bestehen. Wenn Sie eine Aktive Überwachung wünschen, vereinbaren Sie gerne einen Termin zur Beratung in unserer Sprechstunde (040 / 25 46-24 02).

  • Ich wurde behandelt – und dann?

    Nach einer Behandlung an der Prostata, sei es aufgrund von Prostatakrebs oder gutartiger Prostatahyperplasie (BPH), gibt es mehrere Schritte und Aspekte, die berücksichtigt werden sollten. Die genauen Schritte und der Verlauf hängen von der Art der Behandlung, dem individuellen Gesundheitszustand und anderen Faktoren ab. Hier sind einige allgemeine Informationen darüber, was nach einer Prostatabehandlung folgen könnte:

    Erholungsphase: Je nach Art der Behandlung kann es eine Erholungsphase geben, in der Sie sich von der Prozedur erholen. Dies könnte von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen variieren.

    Nachsorgeuntersuchungen: Ihr Arzt wird in der Regel regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen ansetzen, um Ihren Genesungsfortschritt zu überwachen und sicherzustellen, dass alles wie erwartet verläuft. Diese Untersuchungen können körperliche Untersuchungen, Labortests, bildgebende Verfahren und andere Diagnosetests umfassen.

    Symptome und Nebenwirkungen: Je nach Behandlungsart können Sie nach der Prozedur vorübergehende Symptome oder Nebenwirkungen erleben. Dies können Schmerzen, Schwellungen, Blutungen, vorübergehende Harnbeschwerden oder andere unerwünschte Effekte sein. Es ist wichtig, alle auftretenden Symptome Ihrem Arzt mitzuteilen.

    Medikation und Therapie: Ihr Arzt kann Ihnen Medikamente verschreiben, um Schmerzen, Entzündungen oder andere postoperative Symptome zu lindern. In einigen Fällen können auch Physiotherapie oder andere Therapien empfohlen werden.

    Lebensstilanpassungen: Nach der Prostatabehandlung kann es ratsam sein, einige Lebensstilanpassungen vorzunehmen. Dies kann die Ernährung, körperliche Aktivität, Hygiene und andere Gewohnheiten umfassen, um eine optimale Genesung und Gesundheit zu fördern.

    Regelmäßige Nachuntersuchungen: Es ist wichtig, eng mit Ihrem Arzt zusammenzuarbeiten, die Empfehlungen ernst zu nehmen und alle Bedenken oder Fragen zu besprechen, die Sie möglicherweise haben. Die Nachsorge und die individuellen Schritte nach einer Prostatabehandlung können je nach Behandlungsart variieren, daher ist es entscheidend, die spezifischen Empfehlungen Ihres medizinischen Teams zu befolgen.

Kontakt

Anmeldung Privatsprechstunde
Prof. Rink

Tel. 040 / 25 46-24 02
Fax 040 / 25 46-24 00 
E-Mail

Patientenanmeldung
Stationäre / ambulante OPs

Tel. 040 / 25 46-24 41 
Fax 040 / 25 46-24 00 
E-Mail

Oberarzt-Sprechstunde
Beratung

Tel. 040 / 25 46-24 41 
E-Mail