Arthrose: Wann eine Knieprothese hilft

„Die Schmerzen begannen vor etwa 10 Jahren, es war ein Brennen im rechten Knie, ein Gefühl wie Schmirgelpapier im Gelenk, besonders nach starken Belastungen“, berichtet Urte Jacoby, damals Mitte 40, verheiratet, Mutter einer Tochter und Stationsassistentin im Marienkrankenhaus Hamburg. Sie spürte, worüber viele Menschen in Deutschland klagen: typische Symptome einer Gelenkarthrose.

Das Robert Koch Institut in Berlin ermittelte bei einer Umfrage im Jahr 2010, dass knapp ein Drittel der Frauen und ein Viertel der Männer zwischen 45 und 65 Jahren mit einer Arthrose leben – und gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer über 65. Am häufigsten von Arthrosen betroffen ist das Kniegelenk.

Zu Beginn einer Kniearthrose spürt man häufig „morgendliche Anlaufschwierigkeiten, eine Steifigkeit, ein Schmerz, der sich jedoch bessert. Später kommen kontinuierliche Belastungsschmerzen hinzu, danach schmerzt es auch in Ruhephasen, und auch in der Nacht“, erklärt Dr. med. Roman Feil, Chefarzt im Endoprothesenzentrum Hamburg am Marienkrankenhaus.

Portraitfoto von der Patientin Urte Jacoby
Wichtig für den Heilungsprozess: Urte Jacoby hatte von Anfang an eine positive Einstellung zur Prothese.

Diagnose: Schädigung des Knorpels

„Im Jahr 2004 dann klemmte ich mir den kleinen Innenmeniskus ein. Eine falsche Bewegung war das, es sind oft nur Millimeter, um die es da geht“, berichtet Urte Jacoby weiter. Eine OP folgte, mit Teilresektion des Meniskus – bei der Arthroskopie wurde zudem festgestellt, dass eine etwa 5-Mark-Stück große Schädigung des Knorpels vorlag. „Damit war klar: Eine Knieprothese kommt irgendwann auf mich zu!“, so die Stationsassistentin. „Seitdem bekam ich regelmäßig manuelle Physiotherapie“, berichtet sie, „und zwar Einzelanwendungen. Die empfehle ich, weil man sich dann besser auf sich und seinen Körper konzentrieren kann.“

Und auch sonst bleibt sie viel in Bewegung: „Lange Jahre fuhr ich mit dem Rad zur Klinik, das hat mir, im Nachhinein betrachtet, geholfen. Denn durchs Radfahren werden die wichtigen kleinen Muskelgruppen aufgebaut, die das Kniegelenk stabilisieren!“ Radfahren sei ideal, denn es laste dann kaum Gewicht auf dem Knie – im Gegensatz zum Joggen. Urte Jacoby wusste: Bewegt sie sich nicht, kann sich das Gelenk versteifen, Sehnen sich verkürzen und es kann zu einer Fehlstellung kommen. „Durch meinen Beruf konnte und kann ich mit der Situation gut umgehen“, so die gebürtige Hessin, die bereits seit 1977 in Kliniken tätig ist.

„Erfahrungsgemäß vergessen Patienten ganz schnell, dass sie einen Gelenkersatz tragen. Man spürt ihn bald nicht mehr, denkt nicht daran.“

Doch irgendwann wurde das viele Treppensteigen im eigenen Reihenhaus zu schmerzhaft, besonders treppab. „Dabei wird das Knie gestaucht, denn meine Arthrose hatte ja zur Folge, dass der Knorpel, der wie ein Puffer im Gelenk wirken soll, sich abbaut. So reibt Knochen auf Knochen im Gelenk, und da die Knochenhaut voller Nervenbahnen ist, tut das sehr, sehr weh!“, erklärt sie.

Eine MRT-Untersuchung des rechten Knies klärte letzte Unsicherheiten: Jetzt war ein Gelenkersatz notwendig geworden, eine sogenannte Total-Endoprothese (TEP).

  • Hamburgweit einmalig: das TruMatch-Verfahren

    Als aktuell einzige Hamburger Klinik bietet das Kath. Marienkrankenhaus seinen Patienten bereits routinemäßig die neuartige, individualisierte Kniegelenksendoprothetik nach dem TruMatch®-Verfahren an. Zunächst wird ein CT vom Knie gemacht, dieses bildgebende Verfahren bietet Aufschluss über die individuelle Form und die Achsausrichtung des Kniegelenks. Diese Daten liefern ein 3-D-Computermodell, nach welchem Blöcke gefräst werden, wonach die Position der Prothese perfekt an die anatomischen Gegebenheiten des Patienten angepasst wird.

    „Das 3-D-Modell dient dazu, Schnittblöcke anzufertigen. Ein solcher Schnittblock wird etwa auf die Oberschenkelrolle und den Schienbeinkopf aufgesetzt, mit ihm wird exakt so viel Knorpel und Knochen für das Einsetzen der Prothese entfernt wie nötig – sozusagen ein individuell an den Patienten angepasstes chirurgisches Instrument. Die OP nach dem TruMatch-Verfahren ist sehr präzise und schneller, somit schonender für den Patienten. Sollte es während der OP notwendig werden, kann sofort auf konventionelle OP-Verfahren umgeschwenkt werden“, erklärt Dr. Roman Feil.

„In der Regel ist die TEP ein Oberflächenersatz und ersetzt lediglich die Gelenkoberflächen. Allerdings muss der Bandapparat der Patienten in Ordnung sein. Ist der Knochenverschleiß hochgradig ausgedehnt und auch der Kapsel- bzw. Band-Apparat geschädigt, sind gekoppelte Prothesensysteme erforderlich. Man implantiert dann (teil-)gekoppelte Knie-Endoprothesen oder auch Knie-Rotationsprothesen“, erklärt Chirurg Dr. Roman Feil aus dem Endoprothesenzentrum Hamburg, das auf die Versorgung mit Endoprothesen in den großen Gelenken spezialisiert ist.

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Dr. med. Roman Feil | Chefarzt Orthopädie, Unfallchirurgie, Handchirurgie
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    • regionaler Expertenkreis Osteoporose Deutschland e.V. REKO, Gruppe Norddeutschland
    • Trauma Netzwerk Hamburg
  • Lebenslauf

    seit 2009Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie
    2008 Erlangung der Zusatzbezeichnung Röntgendiagnostik
    2007 Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Unfallchirurgie
    2006 Erlangung der Zusatzbezeichnung Physikalische Therapie,, Fachkunde Strahlenschutz für die gesamte Notfalldiagnostik, Röntgendiagnostik gesamtes Skelett und Thorax
    2006ständiger D-Arzt Vertreter der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik
    2005-2006Leitender Arzt der Unfallbehandlungsstelle der gewerblichen Berufsgenossenschaften
    2005 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie "Gewebeersatz und Geweberegeneration"
    2003 beratende Tätigkeit für verschiedene Berufsgenossenschaften
    2003Erlangung der Teilgebietsbezeichnung Unfallchirurgie
    2002-2003Leitender Arzt der Rettungsstelle, Unfallkrankenhaus Berlin
    2002Ernennung zum Oberarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin
    2002Leitung der Sektion Knorpelrekonstruktion (ukb)
    2001 Facharzt für Chirurgie
    1997-2002Assistenzarzt am Unfallkrankenhaus Berlin (ukb), Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik e.V., Akademisches Lehrkrankenhaus der Freien Universität Berlin; Prof. Dr. A. Ekkernkamp
    1996 Arzt im Rettungsdienst
    1996-1997Assistenzarzt, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil Bochum - Universitätsklinik - Chirurgische Klinik und Poliklinik; Prof. Dr. G. Muhr
    1994-1995Arzt i. P., Städtische Kliniken Dortmund - Orthopädische Klinik; Prof. Dr. B.-D. Katthagen
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Urte Jacoby entschied sich, die OP in der kalten Jahreszeit anzugehen. „Denn das Bein schwillt nach einem solchen Eingriff an, das ist normal. Es wird komplett gewickelt, um Stabilität zu schaffen und die Thrombosegefahr kleinzuhalten“, sagt sie. Im Herbst 2012 war es dann soweit, sie bekam ihren Gelenkersatz. Sie berichtet: „Zwei Wundschläuche bleiben für 48 Stunden nach der OP im Bein und sorgen dafür, dass Blut und Wundsekret ablaufen kann. Man bekommt einen Schmerzkatheter gelegt, doch in den ersten beiden Tagen muss man sich einfach darauf gefasst machen, dass es weh tut, das ist unumgänglich. Aber ich wusste ja: Nach zwei Tagen lässt der Schmerz nach!“ Nach 48 Stunden werden im Normalfall die Schläuche gezogen, dann „kann man schon allein loshinken, zum Beispiel auf Toilette, das ist ein schöner Moment!“, berichtet Urte Jacoby.

Auf die OP folgt sogleich die Physiotherapie

Dann beginnt auch schon die Physiotherapie, eine Motorschiene stabilisiert dabei das Knie. Und die Therapeuten testen dabei aus: Wie stark kann der Patient das Knie schon beugen, wann kommt er in den stärkeren Schmerzbereich hinein? Das angestrebte Therapie-Ziel nach zehn Tagen ist ehrgeizig: Das Optimum ist eine Beugefähigkeit des „neuen“ Knies im 90-Grad-Winkel!

Direkt im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt folgt die Zeit in der Rehaklinik: „Ich entschied mich für eine Klinik in St. Peter Ording, über die ich viel Gutes gehört habe. Man ist dort von morgens bis abends beschäftigt, sechs Tage die Woche, hat nur 1,5 Stunden Mittagspause. Aber das ist auch gut so.“ Ihr Rat: Man solle an die üblichen drei Wochen unbedingt noch eine vierte Woche dranhängen.

„In der Reha habe ich viel gelernt, etwa, dass Wärme gegen die Schmerzen hilft, da der Blutkreislauf angeregt wird, was wiederum den Heilungsprozess beschleunigt“, erklärt sie. Mit einer heißen Rolle – zwei Handtücher werden stramm gewickelt, das innere zuvor in heißes Wasser getaucht – habe sie immer wieder ihr Knie abgetupft. „Zuhause habe ich dann ein Körnerkissen, das erwärmt wird, benutzt.“

Nach der stationären Reha folgt die ambulante, zweimal wöchentlich – die sollte man frühzeitig organisieren, rät die Krankenschwester, denn schließt sie nicht nahtlos an, geht wertvolle Zeit verloren. „Nach etwa drei Monaten war ich wieder arbeitsfähig, und als Stationsassistentin muss ich wirklich fit sein!“, so Urte Jacoby.

Positive Einstellung zur Prothese

Und der Gelenkersatz, ist es nicht seltsam mit einem ‚Fremdkörper’ im Bein zu leben? „Meine Einstellung zur Prothese war von Anfang an positiv, das ist auch für den Heilungsprozess wichtig. Nicht denken: Da ist ein Fremdkörper in mir, sondern: Das neue Gelenk habe ich mir hart erarbeitet und schwer erworben, das gehört zu mir!“

Chirurg Dr. Feil ergänzt: „Erfahrungsgemäß vergessen die Patienten, dass sie einen Gelenkersatz tragen. Man spürt ihn bald nicht mehr, denkt nicht daran. Vielleicht erst wieder, wenn es am Flughafen bei der Sicherheitskontrolle klingelt – wegen des Metalls.“

Das geliebte Joggen, gibt Urte Jacoby zu, fehle ihr. Aber sie fährt weiterhin viel Rad, auch Nordic Walking macht ihr Freude. „Und ich unternehme nach wie vor stundenlange Wattwanderungen – die liebe ich ganz besonders!“

Sie sei zufrieden mit der Behandlung durch den Chirurgen Dr. Feil, dem sie von Anfang an voll vertraut habe, und auch mit dem Verlauf der OP, der Pflege und dem Ergebnis. Wie zum Beweis zeigt sie ihre Knie her, beide braungebrannt. Am rechten ist mit Mühe eine dünne Narbe zu erkennen – sonst deutet für den Betrachter nichts auf OP und Gelenkersatz hin.

„Ich habe im Vorfeld viel recherchiert, mich umgehört. Es war die richtige Entscheidung, das sage ich jetzt ganz objektiv, mich in dem Krankenhaus behandeln zu lassen, das auch zugleich mein Arbeitgeber ist“, so die 55-Jährige.

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