Neues Verfahren hilft bei Hämorrhoiden

Vergrößerte Hämorrhoiden können jucken, brennen, nässen oder sogar bluten. Untersuchungen zufolge leidet jeder dritte Deutsche über 50 Jahren an den Beschwerden, die häufig jedoch ein Tabuthema sind. Eine neue, nicht-operative Behandlungsmethode, die sogenannte Hämorrhoiden-Embolisation, verspricht nun schonende Hilfe für Betroffene.

Das Besondere an der Therapie mit dem Namen Emborrhoid: feine Metallspiralen (Coils) verschließen gezielt die oberen Enddarmarterien und verringern die Blutzufuhr zu den Hämorrhoiden. Der Effekt: Blutungen kommen in der Regel unmittelbar zum Stehen und die Hämorrhoiden bilden sich meist innerhalb weniger Wochen auf eine normale Größe zurück. Notwendig für den Eingriff ist ein winziger Einstich von 1,6 mm als Gefäßzugang in der Leiste und eine lokale Betäubung.

Am Freitag, den 15. Mai 2020 wurde der erste Patient in Norddeutschland mit der neuen Methode im Hamburger Marienkrankenhaus behandelt. Prof. Dr. Christian Habermann (Chefarzt) und Dr. Martin Zeile Oberarzt vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie führten den Eingriff bei einem 59-jährigen Mann durch.

Prof. Christian Habermann: „Der Vorteil einer Embolisation ist einerseits das geringe Risikoprofil. Die versorgenden Gefäße werden bei dem Eingriff ganz gezielt erfasst, während eine Beeinträchtigung der ableitenden Venen nicht erfolgt. Somit bleibt die Blutversorgung aus anderen Gefäßterritorien und die eigentliche Funktion der Hämorrhoiden erhalten.“ Im gesunden Zustand sorgen Hämorrhoiden zusammen mit dem Schließmuskel nämlich für einen sicheren Verschluss des Afters. Die Hämorrhoidalpolster, die unter der Darmschleimhaut liegen, funktionieren im Prinzip wie ein Schwellkörper: Sie füllen sich mit Blut, um den Darmausgang abzudichten.

Dr. Martin Zeile: „Die Hämorrhoiden werden aus einer Situation der Überernährung gewissermaßen auf eine gesunde Diät gesetzt. Im Gegensatz zu einigen anderen Verfahren werden dabei nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursache der Erkrankung beseitigt. Nach wenigen Wochen bilden sich die vergrößerten Hämorrhoiden in der Regel deutlich zurück und stören die Patienten nicht mehr.“

Wissenschaftliche Studien bestätigen bereits die Effektivität der Behandlung. Bis zu 94 Prozent der Patienten profitieren von Emborrhoid. Die Behandlung ist in der Regel eine Kassenleistung. Patienten bleiben bis zu zwei Tage nach dem Eingriff im Krankenhaus.

In anderen Körperregionen werden Embolisationen bereits seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet. So kommen bei Gefäßaussackungen zum Verschluss eines Aneurysmas ebenfalls winzige Platinspiralen (Coils) zum Einsatz. Nun bietet die Hämorrhoiden-Embolisation eine schonende Behandlungsmöglichkeit für Menschen, die unter den Wucherungen in der Afterregion leiden.

Bild: Prof. Dr. C. Habermann (Chefarzt) und Oberarzt Dr. M. Zeile bei der ersten Hämorrhoiden-Embolisation Mitte Mai in Hamburg.