Cochlea-Implantat: endlich
wieder hören können! 

Verlust der Hörfähigkeit, soziale Isolation und sinkende Lebensqualität – stark hörgeschädigte Menschen haben oft mit zahlreichen Einschränkungen zu kämpfen. Wenn ein klassisches Hörgerät nicht mehr hilft, können spezielle Innenohr-Implantate (Cochlea Implantate) die Lebensqualität wieder zurückbringen.

„Das sogenannte Cochlea-Implantat ist eine elektronische Innenohrprothese für gehörlose und hochgradig schwerhörige Menschen, die mit einem Hörgerät nicht mehr optimal versorgt werden können“, erläutert Dr. med. Christoph Oidtmann, Leitender Oberarzt der Klinik für HNO-Krankheiten am Kath. Marienkrankenhaus und Leiter des Hamburger Cochlea-Implantat Zentrums. „Während ein Hörgerät nur den Schall verstärkt, wandelt das Cochlea-Implantat Schallwellen in elektrische Signale um, die über eine Elektrode in der Hörschnecke (lat. Cochlea) den Hörnerv stimulieren. Sie werden dem Hörnerv dann in einem Code zugeleitet, der dem gesprochenen Wort entspricht.“

Das Implantat besteht aus einem externen Mikrofon, einem Sprachprozessor und einem Sender, die Schallsignale erfassen und in elektrische Impulse umwandeln. Diese Impulse werden drahtlos an einen implantierten Empfänger und eine Elektrode weitergeleitet, die den Hörnerv stimuliert und so das Hören ermöglicht. Bild: MED-EL©

Was ist ein Cochlea-Implantat?

Unser Gehör funktioniert auf geniale Weise: Schallwellen treffen auf das Trommelfell, welche dieses in Schwingungen versetzt. Diese Schwingungen werden im Innenohr von winzigen Haaren in elektrische Signale umgewandelt, die der Hörnerv an das Gehirn weiterleitet. Dort entsteht ein Höreindruck. Bei einer Schwerhörigkeit sind diese Haarzellen jedoch geschädigt, was zu einem Verlust der Hörfähigkeit führt. Das Gute: Ein Cochlea-Implantat (CI) kann diese geschädigten Zellen umgehen und den Hörnerv direkt stimulieren.

Das CI besteht aus zwei Hauptkomponenten:

  • Implantat: Dieses wird im Rahmen einer Operation in das Innenohr eingesetzt. Es enthält einen Elektrodenträger, der in die Hörschnecke eingeführt wird und dort die Nervenzellen elektrisch anregt.
  • Soundprozessor: Dieser Teil ähnelt einem Hörgerät und wird hinter dem Ohr getragen. Er nimmt den Schall auf, verarbeitet ihn und sendet die Informationen drahtlos an das Implantat.

So funktioniert das CI:

  • Das Mikrofon des Soundprozessors fängt Schallwellen ein.
  • Der Prozessor wandelt diese in elektrische Signale um.
  • Die Signale werden drahtlos an das Implantat gesendet.
  • Das Implantat stimuliert die entsprechenden Elektroden in der Hörschnecke.
  • Die angeregten Nervenzellen leiten die Signale an das Gehirn weiter.
  • Das Gehirn verarbeitet die Signale und es entsteht ein Höreindruck.

Anders als ein Hörgerät, welches den Schall lediglich verstärkt, umgeht das CI die geschädigten Haarzellen und ermöglicht so ein deutlich besseres Hörvermögen, selbst bei starkem Hörverlust.

  • Wie lange hält ein Cochlea-Implantat?

    Ein Cochlea-Implantat ist in der Regel darauf ausgelegt, ein Leben lang zu halten.

  • Was kostet ein Cochlea-Implantat?

    Die Kosten für ein Cochlea-Implantat (CI) einschließlich Operation und Rehabilitation betragen rund 40.000 Euro. Die gute Nachricht ist, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten in der Regel übernehmen, wenn kein anderes Hörgerät dem Patienten oder der Patientin mehr helfen kann. Zuzahlungen durch den Patienten sind in der Regel nicht erforderlich.

  • Kann man mit Cochlea-Implantat normal Hören?

    Das Hören mit einem CI klingt anders als normales Hören. Es bedarf einer Eingewöhnungszeit und einem individuellen Hörtraining, um die neuen Höreindrücke zu interpretieren.

  • Wie lange dauert eine Cochlea-Implantat OP?

    Die Operationsdauer einer Cochlea-Implantat-Operation (CI) variiert in der Regel zwischen ein und zwei Stunden.


Abgestimmte Behandlung im Hamburger Cochlea-Implantat Zentrum

Bereits seit 2008 bietet das Marienkrankenhaus die Versorgung von hörgeschädigten Menschen mit einem Cochlea-Implantat an. Dabei finden sowohl die Diagnostik, die stationäre operative Versorgung als auch die anschließende ambulante Rehabilitation mit pädagogischer und technischer Betreuung im Marienkrankenhaus statt. Viel Wert legen die Spezialisten im Hamburger Cochlea-Implantat Zentrum auf eine individuelle, ganzheitliche Behandlung aus einer Hand. "Dies können wir durch die qualifizierte Zusammenarbeit unseres interdisziplinären Teams gewährleisten. Die ambulante Versorgung findet für unsere Patienten wohnortnah, mit kurzen Wegen und eingebettet in die alltäglichen sozialen Bezüge statt", so Dr. Christoph Oidtmann.

„Der erste Schritt zum einem Implantat ist die gründliche Diagnostik“, so Dr. Oidtmann. „Hierzu gehören neben dem Hör- und Sprachverständlichkeitstest, die wir in unserer Audiometrie am Marienkrankenhaus durchführen, auch spezielle Röntgenuntersuchungen.“ Ebenso wichtig sind ausführliche Beratungsgespräche, in die auch Lebenspartner und Familie einbezogen werden. „Hilfreich ist der Austausch mit einem bereits operierten Patienten, der aus erster Hand konkrete Fragen zum Umgang mit dem Implantat beantwortet.“

Entscheidet sich der Patient für den Eingriff, wird das Implantat während einer rund zweistündigen Operation in den Knochen hinter dem Ohr eingesetzt. Dank des technisches Fortschritts und der Entwicklung schonender Operationsverfahren hat sich die Chance auf einen Erhalt der natürlichen Sinnesfunktion stark erhöht. Eine Beschädigung der sensiblen Haarzellen (Rezeptoren im Innenohr) beim Einführen der Elektroden in die Hörschnecke gilt als äußerst selten.

Hören neu lernen

Nach einem kurzen stationären Aufenthalt und einer vier- bis sechswöchigen Pause, in der das Implantat einheilt, folgt die Rehabilitation. Die Besonderheit: anders als bei einem Hörgerät muss das Hören mit dem Cochlea-Implantat neu erlernt werden. Die Feinabstimmung des Sprachprozessors gehört ebenso zur Rehabilitation wie spezielle Hörübungen und eine begleitende Beratung. Dr. Oidtmann: „Die differenzierte Einstellung des Prozessors ermöglicht auch ein zunehmend differenziertes Hören. Teil des Hörtrainings sind deshalb Geräusch- und Sprachlauterkennungsübungen, Richtungshören und Telefontraining.“ Eventuelle Stagnationen im Lernprozess werden im Rahmen einer begleitenden Beratung geklärt. „Die individuelle und nachhaltige Betreuung der Patienten durch ein kompetentes Team aus Medizinern, Hörgeschädigten-Pädagogen und technischem Fachpersonal gehört zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren eines Cochlea-Implantats“, so der HNO-Experte. „Auch wenn kein hundertprozentiges Hörvermögen wiedererlangt wird, bietet dieses Hilfsmittel schwerhörigen Menschen eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität“.

Ltd. Oberarzt und Sektionsleiter Ohrchirurgie

Dr. med. Christoph Oidtmann

Dr. med. Christoph Oidtmann

Oberärztin

Dr. med. Karolin Kellner

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A. Golenia

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