Wenn die Prostata wächst
Die gutartige Prostatavergrößerung (auch genannt: Benignes Prostatasyndrom/BPS bzw. Benigne Prostatahyperplasie/BPH, ist eine urologische Volkskrankheit, die sehr häufig beim Mann mit zunehmendem Alter auftritt. Etwa ab dem 40. Lebensjahr kommt es zu einer Zunahme von Beschwerden und Symptomen, die im Zusammenhang mit einer vergrößerten Prostata stehen. Über 80 Prozent aller Männer über 80 Jahren leider unter Beschwerden einer BPH.
Mit dem Alter kann sich die Prostata aufgrund von hormonellen Veränderungen, Lebensstilfaktoren und anderen Gründen vergrößern. Aufgrund der Lage der Prostata unterhalb der Harnblase, die gleichzeitig die Harnröhre umschließt, erklären sich die Beschwerden bei einer Vergrößerung, da die Prostata auf die Harnröhre drückt und die Harnabflusswege beeinträchtigt.
Symptome
Manche Patienten haben sehr geringe oder keine Beschwerden, manche hingegen sehr ausgeprägte. Die häufigsten Symptome müssen nicht gleichzeitig vorliegen und können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein:
- Schwacher, unterbrochener Harnstrahl
- Unfähigkeit, trotz Harndrangs Wasser zu lassen
- Schwierigkeiten, den Urin bis zur Toilette zu halten
- Tröpfeln am Ende des Urinstrahls
- Akut und unmittelbar auftretender Harndrang, auch nachts
- Unsicherheit, ob die Blase leer ist
- Schmerzen oder brennendes Gefühl beim Wasserlassen
- Blut im Urin
Diagnostik
Die überwiegende Diagnostik erfolgt in den meisten Fällen bei Ihrem Urologen oder Ihrer Urologin in der Praxis. Daran schließt sich eine weiterführende Diagnostik in unserer Klinik an. Üblicherweise werden nachfolgende Tests und Untersuchungen regelhaft durchgeführt, um Erkrankungen der Prostata weiter abzuklären:
Fragebögen / Selbstbewertungen
- Internationale Prostatasymptomskala
- Fragen zur Lebensqualität
- Miktions-Tagesprotokoll
Physische Untersuchungen
- Digitale, rektale Tastuntersuchung
- Harnstrahl-Flussmessung (Uroflowmetrie)
- Restharn-Sonographie
- Ultraschall-Untersuchung von Nieren und Blase
- Transrektaler Ultraschall der Prostata
Labor-Untersuchungen
- Urintest (Ausschluss anderer Erkrankungen)
- Allgemeine Blutuntersuchung (u.a. Nierenfunktion)
- PSA-Wert (PSA = Prostataspezifisches Antigen)

Prostatazentrum – gemeinsam für Ihre Gesundheit
Behandlung
Die Therapie ist abhängig vom Alter des Patienten, den Symptomen sowie der Ausprägung der Symptomatik und Einschränkungen im Alltag sowie dem Fortschreiten der Erkrankung. Die Therapie der BPH ist üblicherweise eine Stufentherapie. Nach beobachtendem Abwarten und Verhaltensänderungen unter fachurologischer Kontrolle sind die ersten Therapiestufen meist eine medikamentöse Einzel- oder Kombinationstherapie. Seltener, aufgrund der eher unzureichenden Evidenz, auch zum Teil Phytotherapie. Diese Therapien plant, initiiert und überwacht Ihr Urologe in der Praxis.
Eine Einweisung in die Klinik zur weiteren Behandlung erfolgt, wenn die bisherige Therapie nicht das gewünschte Ansprechen zeigt, ein Fortschreiten der BPH trotz medikamentöser Therapie auftritt, die Nebenwirkungen zu ausgeprägt sind, so dass die Therapie nicht vertragen wird, oder von Ihnen als Patient eine weitere medikamentöse Therapie abgelehnt wird.
Individuelle Therapieoptionen
Es gibt ein breites Portfolio an interventionellen und operativen Therapieoptionen. Wichtig: Bei einer interventionellen oder operativen Therapie der BPH wird Ihre Prostata NICHT vollständig entfernt. Das Ziel aller Optionen ist eine Verkleinerung der Prostata, die Verbesserung des Wasserlassens und damit Symptomlinderung.
Die Wahl des Verfahrens ist dabei abhängig von der Prostatagröße, dem Allgemeinzustand und weiteren Erkrankungen des Patienten, der Schwere der Symptome, der Narkosefähigkeit, dem individuellen Wunsch des Patienten, OP-spezifischen Nebenwirkungen und dem verfügbaren chirurgischen Instrumentarium.
Es ist wichtig, dass Sie als Patient gemeinsam mit uns die Vor- und Nachteile jeder Option besprechen, um die für sie am besten geeignete Behandlung auszuwählen. Bei Patienten unter Antikoagulationstherapie muss vor einer interventionellen, operativen Therapie der Hausarzt oder Kardiologe konsultiert werden. Auch der Zeitpunkt der Operation wird individuell und in Abhängigkeit der klinischen Parameter gewählt.

Behandlungsmethoden
Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die in unserem Prostatazentrum angebotenen operativen Verfahren zur Behandlung der BPH:
HOLMIUM / THULIUM Laser-Enukleation der Prostata (HoLEP / ThuLEP)
In unserer Urologischen Klinik bieten wir Ihnen sowohl die HoLEP als auch ThuLEP an. Insbesondere für die HoLEP steht uns einer der derzeit modernsten am Markt verfügbaren Holmium-Laser (Lumenis Pulse™ 120H Holmium-Lasersystem mit MOSES-Technologie) zur Verfügung. Die Operation erfolgt über die Harnröhre. Bei der HoLEP und ThuLEP wird das vergrößerte Prostatagewebe aus der Prostata herausgelöst (enukleiert) und nachfolgend mit einem sogenannten Morcellator zerkleinert und abgesaugt. Das Gewebe kann somit nachfolgend feingeweblich (histologisch) aufgearbeitet werden.
Die HoLEP und ThuLEP stellen den aktuell höchsten Standard in der minimal-invasiven operativen Therapie der BPH dar. Die Laserverfahren sind sehr sicher und können bei nahezu jeder Prostatagröße verwendet werden. Verglichen mit dem früheren Standard, der sogenannten TUR-Prostata (siehe unten) bieten die Laserverfahren viele Vorteile, wie zum Beispiel die nachhaltigste Symptomlinderung, minimalen Blutverlust, sehr schnelle Verbesserung beim Harnfluss sowie eine sehr niedrige Wiederbehandlungsrate.
Prostatavaporisation (PVP)
Bei der Plasmavaporisation der Prostata (PVP) wird das Prostatagewebe verdampft. Es steht damit nachträglich nicht zur feingeweblichen Aufarbeitung zur Verfügung. Das Verfahren ist ebenfalls sehr sicher. Die PVP findet insgesamt seltener Anwednung, da es im Vergleich zur TURP keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Effektivität gibt, aber auch keine histologische Aufarbeitung des Gewebes möglich ist. Die PVP kommt meist dann zur Anwendung, wenn ein Laserverfahren nicht eingesetzt werden kann, es aber einer besonders effektiven Blutstillung bedarf, die bei der PVP besser ist als bei der TURP.
Bipolare transurethrale Resektion der Prostata (TURP)
Die Transurethrale Resektion der Prostata (TURP) ist die klassische Schlingenresektion, bei der überschüssiges Prostatagewebe mithilfe eines Instruments durch die Harnröhre entfernt wird. Die TURP war lange Zeit die Standardbehandlung für mittelschwere bis schwere BPH, es sind jedoch mittlerweile modernere Alternativen verfügbar. Die bipolare TURP ist der Nachfolger der früher klassischen monopolaren TURP. Das Risiko des früher oft gefürchteten TUR-Syndroms ist damit nahezu ausgeschlossen.
Offene Prostataadenomektomie
Hierbei handelt es sich um eine traditionelle, chirurgische Methode, bei der ein Bauchschnitt gemacht wird, um die überschüssige Prostata zu entfernen. Der Einsatz ist mit den modernen, minimal-invasiven Alternativen seltener geworden. Die Anwendung erfolgt nur noch für sehr große Prostatavergrößerungen meist in Kombination mit anderen Begleitbefunden, wie z. B. große oder sehr viele Blasensteine. Die Effektivität ist aber sehr hoch. Allerdings ist der Blutverlust größer und die Krankenhaus-Aufenthaltsdauer länger als bei den minimal-invasiven Therapieverfahren.
Im Video: So funktioniert die Laserbehandlung der Prostata

Neuere interventionelle Verfahren
In den letzten Jahren wurden im Bereich der operativen BPH-Therapie einige neue Technologien entwickelt, um den Patienten eine effektive Therapie mit kurzen Erholungszeiten, Erhalt der Sexualfunktion und hoher Sicherheit zu ermöglichen. Mit diesen Techniken können deutliche Verbesserungen beim Wasserlassen und eine signifikante Reduktion der Beschwerden erzielt werden. Die Effizienz ist jedoch im Vergleich zu den oben genannten Verfahren geringer.
Rezum-Wasserdampfablation
Die Rezum-Wasserdampfablation ist eine besonders schonende Alternative zu den oben genannten Standardtherapien. Es handelt sich um ein Verfahren der sogenannten „Convective Water Vapour Energy“ (WAVE)-basierten Ablation der Prostata. Was bedeutet das? Hierbei wird 103 Grad Celsius heißer Wasserdampf in das überschüssige Prostatagewebe in kontrollierten Dosierungen von neun Sekunden eingebracht. Der in das Prostatagewebe injizierte Wasserdampf verteilt sich schnell im Zwischenraum der Gewebezellen. Während der Dampf abkühlt, kondensiert er sofort bei Kontakt mit dem Gewebe, die gespeicherte Wärmeenergie wird freigegeben. Das behandelte Gewebe wird vom Körper selbstständig abgebaut, wodurch das Volumen des an die Harnröhre angrenzenden Prostatagewebes verringert wird.
Dieses minimal-invasive Verfahren ist schnell und schonend und die gesamte Behandlung dauert nur in der Regel nur 10 Minuten. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose oder einer leichten Sedierung. Wie bei einer Blasenspiegelung wird mit dem Behandlungshandgriff über die Harnröhre die Prostata aufgesucht und über eine feine Nadel der Wasserdampf in das vergrößerte Prostatagewebe appliziert. Die Anzahl der Injektionen richtet sich nach der Größe und dem Aufbau der Prostata. Nachfolgend bleiben Sie zu einem kurzen stationären Aufenthalt, üblicherweise zwei Nächte. Der eingebrachte Katheter wird nach wenigen Tagen entfernt. Nach ungefähr 14 Tagen bemerkt der Patient eine erste Verbesserung, der maximale Effekt wird in der Regel nach bis zu drei Monaten erreicht.
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Prostata-Arterienembolisation (PAE)
Bei der Embolisation der Prostata (PAE) werden durch einen singulären Zugang über die rechte Leistenarterie nach einer Lokalanästhesie durch verschiedene Katheter die Prostataarterien sondiert und mittels dann verabreichter Partikel diese Gefäße verschlossen. Dies führt zu einer verminderten Durchblutung der Prostata und im Verlauf zu einer Größenreduktion. Es hat sich gezeigt, dass dieses nebenwirkungsarme Verfahren insbesondere bei größeren Prostatavolumina sehr gute Erfolge zeigt.
Während des zweitägigen Aufenthaltes wird ein Blasenkatheter gelegt, um einen Harnverhalt nach der Embolisation zu vermeiden. Vor einer Prostataarterienembolisation ist das Vorliegen eines Prostatakarzinom, von Blasendivertikeln oder aber von gestauten Nieren auszuschließen.
Diese Therapie wird in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie im Marienkrankenhaus angeboten.
Nach der Behandlung
Nach einer Behandlung an der Prostata gibt es mehrere Aspekte, die berücksichtigt werden sollten. Üblicherweise können Sie am zweiten oder dritten Tag nach der Behandlung das Krankenhaus verlassen. Hier sind einige allgemeine Informationen darüber, was nach einer Prostatabehandlung folgen könnte:
Verhaltensregeln
Üblicherweise verlassen Sie das Krankenhaus ohne Harnröhrenkatheter. Sie müssen jedoch wissen, dass trotzdem an der behandelten Prostata weiterhin eine innere Wunde vorhanden ist, die in den nächsten Tagen bis Wochen zunächst vollständig abheilen muss. Hieraus ergeben sich die Mehrheit aller vorübergehender Symptome und Begleiterscheinungen der Eingriffe.
Um Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen zu minimieren empfiehlt es sich in den ersten Wochen nach dem Eingriff folgende Verhaltensregeln zu beachten:
- Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, um den Harntrakt auf natürlichem Wege zu spülen
- Verzicht auf schweres Heben oder Tragen
- Verzicht auf langes, heißes Baden oder Saunieren (fördert die Durchblutung, stellt die Gefäße weit)
- Vermeiden von Druckbelastungen im Dammbereich (Fahrradfahren, Motorradfahren)
- Bitte suchen Sie Ihre niedergelassene Urologin bzw. Ihren Urologen kurzfristig nach der Krankenhaus-Entlassung auf, um eine Nachkontrolle durchführen zu lassen.
Erholungsphase
Je nach Art der Behandlung kann es eine Erholungsphase geben, in der Sie sich von der Prozedur erholen. Dies könnte von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen variieren.
Nachsorgeuntersuchungen
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird in der Regel regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen ansetzen, um Ihren Fortschritt zu überwachen und sicherzustellen, dass alles wie erwartet verläuft. Diese Untersuchungen können körperliche Untersuchungen, Labortests, bildgebende Verfahren und andere Diagnosetests umfassen.
Symptome und Nebenwirkungen
Je nach Behandlungsart können Sie nach der Prozedur vorübergehende Symptome oder Nebenwirkungen erleben. Dies können zum Beispiel Blut im Urin, vorübergehende Harnbeschwerden, Drangbeschwerden oder andere unerwünschte Effekte sein. Es ist wichtig, alle auftretenden Symptome Ihrem Arzt mitzuteilen. Im Falle von Fieber und Schüttelfrost oder akuter Harnverhaltung suchen Sie bitte umgehend Ihren Arzt auf oder stellen sich in unserer zentralen Notaufnahme vor.
Medikation und Therapie
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Ihnen Medikamente verschreiben, um Entzündungen, Drangbeschwerden oder andere postoperative Symptome zu lindern. In einigen Fällen können auch Physiotherapie oder andere Therapien empfohlen werden.
Lebensstilanpassungen
Nach der Prostatabehandlung kann es ratsam sein, einige Lebensstilanpassungen vorzunehmen. Dies kann die Ernährung, körperliche Aktivität, Hygiene und andere Gewohnheiten umfassen, um eine optimale Genesung und Gesundheit zu fördern.
Regelmäßige Nachuntersuchungen
Es ist wichtig, eng mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zusammenzuarbeiten und alle Bedenken oder Fragen zu besprechen, die Sie möglicherweise haben. Die Nachsorge und die individuellen Schritte nach einer Prostatabehandlung können je nach Behandlungsart variieren, daher ist es entscheidend, die spezifischen Empfehlungen zu beachten.
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