Die Erkrankung besser verstehen
Der Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf. In Abhängigkeit vom Ort seines Entstehens werden zwei Tumortypen unterschieden: Das Plattenepithel-Karzinom entsteht im oberen und mittleren Speiseröhrenanteil und das Adeno-Karzinom im unteren Speiseröhrendrittel. Die Tumore am Übergang der Speiseröhre zum Magen nehmen als sogenannte Kardiakarzinome eine Sonderstellung ein. Zu den häufigsten Ursachen gehören starkes Rauchen, Alkoholkonsum sowie chronische Reizzustände wie der Reflux (Sodbrennen).
Symptome
Zu den am häufigsten geäußerten Symptomen zählen Schluckbeschwerden, zunächst für feste Speisen, die in der Speiseröhre „stecken bleiben“. Mangelnder Appetit und eine ungewöhnliche Gewichtsabnahme werden ebenfalls geäußert.
Diagnostik
Zu den Untersuchungen gehören die Spiegelung der Speiseröhre und des Magens, evtl. ergänzt durch eine endosonografische Ultraschalluntersuchung. Die Computertomografie (CT) des Brustkorbs und Oberbauchs ist wichtig, um die Ausdehnung der Erkrankung festzustellen. Eine feingewebliche Untersuchung von Gewebeproben gibt Aufschluss über die Art des Tumors.
Behandlung
Grundsätzlich gilt: Die Erkrankung wird immer fachübergreifend behandelt von einem Team aus Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Ernährungsmedizinern und Gastroenterologen. Nach Vorliegen aller Untersuchungsergebnisse wird in der Interdisziplinären Tumorkonferenz das Vorgehen abgestimmt. Je nach Art und Lokalisation der Erkrankung kann die Behandlung in einer kombinierten Strahlen- und Chemotherapie bestehen. Bei Tumoren der unteren Speiseröhre kommt auch eine Operation nach einer vorherigen (neoadjuvanten) Chemotherapie in Betracht. In manchen Fällen können auch neuartige Immuntherapien angewandt werden.
Aufgrund der unterschiedlichen Biologie und Lage der Tumore kann sich die Therapie unterscheiden. Dies beinhaltet zum einen den Zugang und das Ausmaß einer operativen Entfernung des Tumors, aber auch die Art und Durchführung einer vorgeschalteten kombinierten Radio-/Chemotherapie (sogenannte trimodale Therapie) vor der Operation. So hat sich die lokale Bestrahlung in Kombination mit einer Chemotherapie insbesondere bei Plattenepithelkarzinomen als wirksam erwiesen. Entweder gefolgt von einer operativen Entfernung der Speiseröhre oder in ausgewählten Fällen auch als alleinige Therapie (definitive Radio-Chemotherapie).
Bei Adenokarzinomen hat sich dagegen je nach Tumorausdehnung eine Therapie etabliert, die aus einer Chemotherapie vor der OP besteht, gefolgt von einer operativen Tumorentfernung und anschließend einer erneuten Chemotherapie. Darüber hinaus kann es abhängig vom Tumorstadium sinnvoll sein, ohne vorherige Chemotherapie direkt zu operieren.
Eine Krebserkrankung muss auch seelisch verarbeitet werden. Im Rahmen Ihres stationären Aufenthalts erhalten Sie auf Wunsch auch eine psychoonkologische Betreuung.

Magen- und Speiseröhrenzentrum – gemeinsam für Ihre Gesundheit
In unserem spezialisierten Magen- und Speiseröhrenzentrum arbeiten alle Fachbereiche, die sich mit dieser Krebserkrankung befassen, interdisziplinär zusammen. Durch den engen fachlichen Austausch sind wir immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und können eine ganzheitliche Versorgung gewährleisten.
Behandlungsverfahren
1. Operation
Sofern die Erkrankung auf die Speiseröhre begrenzt ist und keine Tochtergeschwülste (Metastasen) vorliegen, nimmt die operative Entfernung des Tumors eine zentrale Rolle in der Therapie ein. Die Art und Weise der Operation richtet sich nach Lokalisation und Ausdehnung des Tumors aber auch nach etwaigen Vor-Operationen am Magen-Darmtrakt. Die Entfernung der Speiseröhre erfolgt bei uns standardgemäß in Schlüssellochtechnik (minimal-invasiv). In einer Vielzahl der Fälle setzen wir hier das Roboter-assistierte DaVinci-OP-System ein. Je nach Befund oder Voroperation kann es jedoch notwendig sein, Teile der Operation über einen konventionellen offenen Zugangsweg durchzuführen, in diesem Fall spricht man von einem Hybrid-Verfahren.
Ziel der Operation ist es, den Tumor restlos zu entfernen. Dies bedeutet, dass je nach Befund auch Anteile nicht-befallener Organe mit entfernt werden müssen. Je nach Lage wird somit der tumortragende Abschnitt der Speiseröhre teilweise mit Anteilen des Magens entfernt. Zudem erfolgt eine systematische Entfernung der Lymphknoten im Abflussgebiet des Tumors, um hier maximale Sicherheit zu erlangen.
2. Entfernung der Speiseröhre
Die Entfernung eines Speiseröhrentumors findet aufgrund der Anatomie der Speiseröhre (Ösophagus) in zwei Körperhöhlen statt. Zum einen im Bauchraum (Abdomen) und zum anderen in der rechten Brusthöhle (Thorax). Im Bauchraum wird zunächst der Magen und der Übergang zur Speiseröhre freigelegt und mobilisiert. Weiterhin werden hier die entsprechenden Lymphknoten im abdominellen Abflussgebiet des Tumors entfernt.
3. Rekonstruktion
Bezüglich der Rekonstruktion stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Ziel ist es, die Kontinuität zwischen dem verbleibenden oberen Speiseröhrenabschnitt und dem restlichen Magen-Darmtrakt wiederherzustellen, damit langfristig wieder auf normalem Wege Nahrung zu sich genommen werden kann.
Methode der ersten Wahl ist die sogenannte Magenschlauchbildung und Magenhochzug. Hierbei wird aus dem verbleibenden Magen ein länglicher Schlauch geformt, der daraufhin durch das Zwerchfell in den Brustkorb „hochgezogen“ und dort mit der oberen Speiseröhre verbunden wird. Der hochgezogene und zum Schlauch umgewandelte Magen ersetzt somit den zuvor entnommenen Speiseröhrenabschnitt. In manchen Fällen ist diese Methode jedoch nicht primär durchführbar. Dies kann daran liegen, dass die zu überbrückende Strecke zu lang ist, oder dass Vor-Operationen am Magen die Umwandlung zum Schlauch oder das Hochziehen dessen unmöglich machen. In diesen sehr seltenen Fällen kann auf Darmabschnitte zur Überbrückung des Defektes zurückgegriffen werden.
4. Magensonde
Um die neuen Verbindungen zu schonen, wird in der Regel eine spezielle Magensonde eingelegt, über welche zum einen überschüssiges Sekret abgesaugt werden kann und über einen weiteren Schenkel bereits unmittelbar nach der Operation eine spezielle Ernährung direkt in den Dünndarm verabreicht werden kann.

Roboterassistierte OP – mehr Sicherheit für Sie
Das Marienkrankenhaus verfügt über ein roboterassistiertes Operationssystem der neuesten Generation. Mit dem „Da Vinci Xi“ können minimal-invasive Eingriffe in der Onkologie noch präziser durchgeführt werden.
Nach der Operation
1. Frühe Mobilisierung
Nach der Operation werden Patientinnen und Patienten zunächst auf einer unserer Überwachungsstationen betreut. Wir legen großen Wert auf eine frühe Mobilisation. Hierfür werden Sie durch ein kompetentes Team aus Physiotherapeutinnen und Therapeuten, speziell ausgebildeten Pflegekräften sowie Ernährungsberaterinnen und -beratern begleitet.
Über eine spezielle Magensonde kann bereits ab dem ersten Tag nach der Operation die Ernährung über den Dünndarm beginnen. Dies ist sehr wichtig für den nun beginnenden Heilungsprozess. Nach und nach werden in der OP eingebrachte Sonden und Drainagen entfernt. Je nach Befinden werden Patientinnen und Patienten bereits nach ein bis zwei Tagen auf die chirurgische Normalstation verlegt.
2. Sozialmedizinische Beratung
Sobald eine Entlassung abzusehen ist, erfolgt frühzeitig eine sozialmedizinische Beratung durch unsere Mitarbeitenden im Sozialmanagement. Sie unterstützen bei der Organisation häuslicher Hilfsmittel, ambulanter Pflegedienste oder einer Anschlussheilbehandlung / Rehabilitation.
3. Ernährungsumstellung
Um eine gute Heilung zu gewährleisten, beschränkt sich die Nahrungsaufnahme in den ersten Tagen nach der Operation auf Flüssigkeiten. Über eine spezielle Sonde und bei Bedarf auch über die Vene werden Sie jedoch vollumfänglich ernährt. Nach der unmittelbaren Wundheilung kann schrittweise der weitere Kostaufbau erfolgen.
Durch die Umwandlung des Magens in einen Schlauch und den Hochzug in den Brustkorb verliert der Magen seine ursprüngliche Reservoire-Funktion. Es kommt daher meist zu einem deutlich früher einsetzenden Sättigungsgefühl und es muss in der Regel eine Ernährungsumstellung auf 5–6 kleinere Mahlzeiten pro Tag erfolgen. Im Rahmen des stationären Aufenthaltes erhalten Sie diesbezüglich eine ausführliche Ernährungsberatung.
4. Nachsorge
Nach Abschluss der stationären Behandlung erhalten Sie von uns regelmäßige Nachsorgetermine. Sollten Sie sich nach der stationären Behandlung nicht ohnehin zur Verlaufskontrolle vorgestellt haben, kontaktieren wir Sie in der Regel das erste Mal vier Wochen nach der Operation. Im Anschluss erhalten Sie zu Beginn alle drei Monate einen Termin in unserer Speiseröhren-Sprechstunde, um eine bestmögliche Fortführung der Therapie zu gewährleisten. Wir unterstützen Sie beispielsweise bei Fragen zur Ernährung, kontrollieren die Blutwerte und den Gewichtsverlauf.
Ihre Experten

Prof. Dr. med. Udo Vanhoefer
Chefarzt
Hämatologie, Onkologie

Prof. Dr. med. Matthias Reeh
Chefarzt
Chirurgie
Chirurgische Ambulanz
Montag bis Freitag, 08:00 – 16:00 Uhr
Haus 2/ Bereich 7 (Erdgeschoss)
Bitte bringen Sie alle bisherigen Behandlungsunterlagen mit:
- Überweisungsschein
- Befundbericht
- Berichte von vorherigen Krankenhausaufenthalten
- Bisherige Diagnostik (Endoskopie, Ultraschall etc.)
- Radiologische Aufnahmen auf CD (Röntgen, CT, MRT)
- Aktueller Medikamentenplan
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In unserer Klinik für Hämatologie und Onkologie liegt der Schwerpunkt auf der hochmodernen Diagnostik und Therapie bösartiger Tumorerkrankungen.

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Die Qualität der Pflege hat im Marienkrankenhaus Hamburg einen hohen Stellenwert. Unsere Pflegefachkräfte versorgen Patientinnen und Patienten nicht nur kompetent, sondern auch mit Verständnis und Mitgefühl.