„Ein Gefühl wie Schmirgelpapier im Gelenk...“
Das Robert Koch Institut in Berlin ermittelte bei einer Umfrage, dass knapp ein Drittel der Frauen und ein Viertel der Männer zwischen 45 und 65 Jahren mit einer Arthrose leben – und gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer über 65. Am häufigsten von Arthrosen betroffen ist das Kniegelenk. So erging es auch Urte Jacoby, 55: „Die Schmerzen begannen vor etwa 10 Jahren, es war ein Brennen im rechten Knie, ein Gefühl wie Schmirgelpapier im Gelenk, besonders nach starken Belastungen.“ Hier ist ihre Geschichte.
Zu Beginn einer Kniearthrose spürt man häufig morgendliche Anlaufschwierigkeiten, eine Steifigkeit, ein Schmerz, der sich jedoch bessert. Später kommen kontinuierliche Belastungsschmerzen hinzu, danach schmerzt es auch in Ruhephasen. Für Urte Jacoby kam ein weiterer Zwischenfall dazu: „Ich klemmte mir den kleinen Innenmeniskus ein. Eine falsche Bewegung war das, es sind oft nur Millimeter, um die es da geht“. Eine Operation folgte, mit einer Teilentfernung des Meniskus. Bei der Gelenkspiegelung wurde festgestellt, dass eine Schädigung des Knorpels vorlag. „Damit war klar: Eine Knieprothese kommt irgendwann auf mich zu“, berichtet Jacoby. „Seitdem bekam ich regelmäßig manuelle Physiotherapie. Die empfehle ich sehr, weil man sich dann besser auf sich und seinen Körper konzentrieren kann.“
Immer in Bewegung bleiben
Und auch sonst bleibt sie viel in Bewegung: „Lange Jahre fuhr ich mit dem Rad zur Arbeit, das hat mir, im Nachhinein betrachtet, geholfen. Denn durchs Radfahren werden die wichtigen kleinen Muskelgruppen aufgebaut, die das Kniegelenk stabilisieren.“ Radfahren sei ideal, denn es laste dann kaum Gewicht auf dem Knie – im Gegensatz zum Joggen. Urte Jacoby wusste: Bewegt sie sich nicht, kann sich das Gelenk versteifen, Sehnen sich verkürzen und es kann zu einer Fehlstellung kommen. Doch irgendwann wurde das viele Treppensteigen im eigenen Reihenhaus zu schmerzhaft, besonders treppab. „Dabei wird das Knie gestaucht, denn meine Arthrose hatte ja zur Folge, dass der Knorpel, der wie ein Puffer im Gelenk wirken soll, sich abbaut. So reibt Knochen auf Knochen im Gelenk, und da die Knochenhaut voller Nervenbahnen ist, tut das sehr, sehr weh.“
Diagnose: Gelenkersatz muss sein
Eine MRT-Untersuchung des rechten Knies klärte letzte Unsicherheiten: Jetzt war ein Gelenkersatz notwendig geworden, eine sogenannte Total-Endoprothese (TEP). „In der Regel ist die TEP ein Oberflächenersatz und ersetzt lediglich die Gelenkoberflächen. Allerdings muss der Bandapparat der Patienten in Ordnung sein. Ist der Knochenverschleiß hochgradig ausgedehnt und auch der Kapsel- bzw. Band-Apparat geschädigt, sind gekoppelte Prothesensysteme erforderlich. Man implantiert dann (teil-)gekoppelte Knie-Endoprothesen oder auch Knie-Rotationsprothesen“, erklärt Chirurg Dr. Roman Feil aus dem Endoprothesenzentrum Hamburg.
Urte Jacoby entschied sich, die Operation in der kalten Jahreszeit anzugehen. „Denn das Bein schwillt nach einem solchen Eingriff an, das ist normal. Es wird komplett gewickelt, um Stabilität zu schaffen und die Thrombosegefahr kleinzuhalten“, sagt sie. Im Herbst war es dann soweit, sie bekam ihren Gelenkersatz: „Zwei Wundschläuche blieben für 48 Stunden nach der OP im Bein und sorgten dafür, dass Blut und Wundsekret ablaufen kann. Man bekommt einen Schmerzkatheter gelegt, doch in den ersten beiden Tagen muss man sich einfach darauf einstellen, dass es weh tut, das ist unumgänglich. Aber ich wusste ja: Nach zwei Tagen lässt der Schmerz nach. Nach 48 Stunden werden im Normalfall die Schläuche gezogen, dann kann man schon alleine loshinken, das ist ein schöner Moment“, berichtet Urte Jacoby.
Auf die OP folgte die Physiotherapie
Dann begann auch schon die Physiotherapie, eine Motorschiene stabilisierte dabei das Knie. Und die Therapeutinnen und Therapeuten testeten dabei aus: Wie stark kann der Patient das Knie schon beugen, wann kommt er in den stärkeren Schmerzbereich hinein? Das angestrebte Therapie-Ziel nach zehn Tagen ist ehrgeizig: Das Optimum ist eine Beugefähigkeit des „neuen“ Knies im 90-Grad-Winkel.
Direkt im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt folgte dann die Zeit in der Rehaklinik: „Ich entschied mich für eine Klinik in St. Peter Ording, über die ich viel Gutes gehört habe. Man ist dort von morgens bis abends beschäftigt, sechs Tage die Woche, hat nur eineinhalb Stunden Mittagspause“, schildert Jacoby. Ihr Rat: Man solle an die üblichen drei Wochen unbedingt noch eine vierte Woche dranhängen. „In der Reha habe ich viel gelernt, etwa, dass Wärme gegen die Schmerzen hilft, da der Blutkreislauf angeregt wird, was wiederum den Heilungsprozess beschleunigt“, erklärt sie. Mit einer heißen Rolle – zwei Handtücher werden stramm gewickelt, das innere zuvor in heißes Wasser getaucht – habe sie immer wieder ihr Knie abgetupft. „Zuhause habe ich dann ein Körnerkissen, das erwärmt wird, benutzt.“
Nach der stationären Reha folgte zweimal wöchentlich die ambulante Physiotherapie. Nach drei Monaten ging es dann wieder zurück in die Arbeit. Urte Jacoby fährt weiterhin viel Rad, auch Nordic Walking und Wattwanderungen machen ihr Freude. Das Fazit: „Meine Einstellung zur Prothese war von Anfang an positiv, das ist auch für den Heilungsprozess wichtig. Nicht denken: Da ist ein Fremdkörper in mir, sondern: Das neue Gelenk habe ich mir hart erarbeitet und schwer erworben, das gehört zu mir!“
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