Wenn der Zuckerhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät
Diabetes und Schwangerschaft – wie passt das zusammen? Schwangerschaftsdiabetes ist eine Störung des Zuckerstoffwechsels, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt. Das kommt gar nicht so selten vor.
Symptome
Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, kann sich durch eine starke Gewichtszunahme bemerkbar machen. Häufig treten vermehrter Durst auf, und im Urin lässt sich Glukose nachweisen.
Ursachen
Schwangerschaftsdiabetes entsteht, wenn der Körper während der Schwangerschaft den Blutzucker nicht mehr ausreichend regulieren kann. Verschiedene Faktoren können das Risiko erhöhen, an dieser Form des Diabetes zu erkranken.
- Ein Body-Mass-Index vor der Schwangerschaft von über 30
- Diabetes mellitus bei Eltern oder Geschwistern
- Die Geburt eines Kindes mit einem Gewicht über 4500 Gramm
- Schwangerschaftsdiabetes in vorhergehenden Schwangerschaften
- Eine Totgeburt oder Fehlgeburten
- Ein Alter von über 45 Jahren
- Körperliche Inaktivität
Bei Frauen, auf die einer oder mehrere dieser Punkte zutreffen, sollte die Durchführung des Zuckerbelastungstests bereits im ersten Drittel der Schwangerschaft erfolgen.
Diagnostik
Seit 2012 ist zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Screening auf Schwangerschaftsdiabetes vorgeschrieben. Dabei wird eine Stunde nach Einnahme einer Zuckerlösung der Blutzucker gemessen. Ist der Wert erhöht, folgt ein Zuckerbelastungstest: Der Blutzucker wird nüchtern, eine Stunde und zwei Stunden nach einer weiteren Zuckerlösung bestimmt. Liegt einer der Werte über der festgelegten Grenze, wird die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes gestellt.
Risiken für Mutter und Kind
Schwangerschaftsdiabetes kann sowohl kurzfristige als auch langfristige Folgen für Mutter und Kind haben.
Bei der Mutter steigt die Anfälligkeit für Infektionen wie Harnwegs- oder Scheideninfektionen, Bluthochdruck in der Schwangerschaft und Frühgeburten. Wenn das Kind zu groß ist, kommt es häufiger zu Kaiserschnitten oder Geburtsverletzungen. Langfristig besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, in einer späteren Schwangerschaft erneut an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken oder innerhalb von zehn Jahren einen dauerhaften Diabetes mellitus zu entwickeln.
Für das Kind kann der Schwangerschaftsdiabetes der Mutter zu einer Unterversorgung, einem zu hohen Geburtsgewicht, Atemproblemen oder Blutzuckerschwankungen nach der Geburt führen. Später ist das Risiko für Übergewicht und Diabetes mellitus deutlich erhöht.
Behandlung
Schwangerschaftsdiabetes lässt sich oft durch eine Ernährungsumstellung sehr gut behandeln. Dabei sollte die Schwangere möglichst wenig schnell verfügbare Kohlenhydrate (Süßigkeiten, Süßspeisen und Weißmehlprodukte) zu sich nehmen. Auch Früchte, die zum Teil sehr kalorienreich sind, sowie unverdünnte Säfte oder Smoothies sollten nur in Maßen verzehrt werden. Zudem sollte jede Schwangere auf ausreichend Bewegung achten.
Reicht eine Ernährungsumstellung alleine nicht aus, wird eine Therapie mit Insulin begonnen. Nach einer kurzen Trainingsphase spritzt sich die Schwangere das Insulin selbst und misst regelmäßig den Blutzucker. Beides ist einfach zu erlernen und gut in den Alltag integrierbar.
Unser Behandlungsangebot:
- Erweiterte Gestationsdiabetes-Diagnostik
- Eingehende Diätberatung
- Wachstumskontrolle des Kindes
- Blutzuckertagesprofile
- Stationäre Blutzuckereinstellung, falls erforderlich Einstellung auf Insulin
- Geburtsplanung
Weitere Maßnahmen
Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben eine Risikoschwangerschaft und sollten besonders umfassend betreut werden. Dazu gehören erweiterte Ultraschalluntersuchungen, bei denen auch Fehlbildungen ausgeschlossen werden, sowie Doppleruntersuchungen zur Kontrolle der Mutterkuchen-Funktion.
Die Geburt sollte idealerweise in einem Perinatalzentrum Level 1, wie dem Marienkrankenhaus, stattfinden. Dort ist man auf Risikoschwangerschaften vorbereitet und verfügt über eine Neugeborenen-Intensivstation für den Notfall.
Auch das Stillen spielt eine wichtige Rolle. Babys von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes sollten 30 Minuten nach der Geburt Kolostrum erhalten. Die erste Muttermilch, auch Kolostrum genannt, kann vor der Geburt per Hand gewonnen werden, um nach der Geburt den Blutzuckerspiegel Ihres Kindes konstant zu halten. Auch wenn Sie nicht stillen möchten, ist eine Kolostrumgabe für das Kind hilfreich und verringert nicht die Chance auf ein folgendes Abstillen. Wir leiten Sie gerne dazu an. Wie das genau funktioniert, lernen Sie in unserer Elternschule im Kurs “Kolostrum-Gewinnung”.
Langes Stillen hilft übrigens, Übergewicht beim Kind vorzubeugen – und unterstützt die Mutter dabei, nach der Schwangerschaft wieder ihr Ausgangsgewicht zu erreichen.
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