Stark gegen den Tumor: kombinierte Therapie
Für die Behandlung von Krebserkrankungen stehen heutzutage verschiedene Therapieverfahren zur Verfügung. In den meisten Fällen werden diese Verfahren miteinander kombiniert, um ein möglichst optimales Ergebnis zu erreichen. In unserem Magen- und Speiseröhrenzentrum bieten wir zusammen in einem starken Netzwerk Chemo-, Immun- und Strahlentherapie in Verbindung mit einer modernen und schonenden Tumorchirurgie zur Entfernung von bösartigen Geschwülsten.
Adenokarzinom oder Plattenepithelkarzinom
Feingeweblich können Speiseröhrentumore anhand ihres biologischen Ursprungsgewebes in zwei Unterarten eingeteilt werden. Zum einen das sogenannte Adenokarzinom (50 bis 60 Prozent), welches von Drüsengewebe ausgeht und zum anderen das sogenannte Plattenepithelkarzinom (40 bis 50 Prozent), das aus den oberflächenbildenden Deckzellen der Speiseröhre entspringt.
Adenokarzinome treten vor allem im unteren Bereich der Speiseröhre und häufig am Übergang zum Magen auf (sogenannte AEG-Tumore oder auch Kardiakarzinome). Plattenepithelkarzinome finden sich dagegen häufig im mittleren Drittel der Speiseröhre, also etwas höher gelegen im Brustkorb.
Individuelle Behandlungsmethoden
Je nach Lage und Art des Tumors kann sich die Therapie unterscheiden. Das betrifft sowohl den Zugangsweg und das Ausmaß der Operation als auch die Art und Reihenfolge einer kombinierten Chemo- oder Strahlentherapie vor oder nach der Operation.
Bei Plattenepithelkarzinomen hat sich eine Bestrahlung in Kombination mit Chemotherapie bewährt – entweder vor einer Operation oder, in bestimmten Fällen, auch als alleinige Behandlung (sogenannte definitive Radiochemotherapie).
Bei Adenokarzinomen wird je nach Ausdehnung des Tumors meist zuerst eine Chemotherapie durchgeführt, gefolgt von der Operation und danach erneut eine Chemotherapie zum Abschluss. Je nach Stadium kann auch eine sofortige Operation ohne vorherige Chemotherapie sinnvoll sein.
All diese Möglichkeiten werden individuell in einer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen – gemeinsam mit Fachärztinnen und Fachärzten aller beteiligten Disziplinen. Die empfohlene Behandlung wird anschließend ausführlich mit Ihnen besprochen. Seltene Tumoren der Speiseröhre oder des Magens – wie neuroendokrine Tumoren (NET), gastrointestinale Stromatumoren (GIST) oder Absiedlungen anderer Krebserkrankungen – erfordern eine besonders spezialisierte und individuell abgestimmte Therapie, die wir ebenfalls ausführlich mit Ihnen planen.

„Wir haben heute viele Möglichkeiten, einen Tumor zu behandeln – Medikamente, Bestrahlung, Operation. Aber das Entscheidende ist: Die richtige Kombination. Und genau das machen wir hier – wir verbinden moderne Verfahren mit Erfahrung und Feingefühl.“
– Prof. Dr. med. Matthias Reeh, Chefarzt
Die OP: minimal-invasiv oder als Hybrid-Verfahren
Die Art und Weise der Operation richtet sich nach Lokalisation und Ausdehnung des Tumors aber auch nach etwaigen stattgehabten Vor-Operationen am Magen-Darmtrakt. Die Entfernung der Speiseröhre erfolgt bei uns standardgemäß in Schlüssellochtechnik (minimal-invasiv). Je nach Befund oder Voroperation kann es jedoch notwendig sein, Teile der Operation über einen konventionellen offenen Zugangsweg durchzuführen, in diesem Fall spricht man von einem Hybrid-Verfahren.
Ziel der Operation ist es, den Tumor vollständig zu entfernen (sogenannte „R0-Resektion“). Dafür müssen je nach Befund auch gesunde Gewebeteile und Lymphknoten im Abflussgebiet des Tumors mit entfernt werden. Je nach Lage betrifft das Teile der Speiseröhre und des Magens.
Entfernung der Speiseröhre
Die Entfernung eines Speiseröhrentumors findet aufgrund der Anatomie der Speiseröhre (Ösophagus) in zwei Körperhöhlen statt – im Bauchraum (Abdomen) und in der rechten Brusthöhle (Thorax). Im Bauchraum werden zunächst der Magen und der Übergang zur Speiseröhre freigelegt und mobilisiert. Hier werden außerdem die entsprechenden Lymphknoten entfernt und die Speiseröhre mitsamt einer Manschette des Magens abgesetzt.
Der Operationsteil im Brustkorb kann nur mit ausreichend Platz stattfinden. Dafür wird kontrolliert Luft aus dem rechten Lungenflügel abgelassen wird. Mit einem speziellen Beatmungsschlauch ist es möglich, während der gesamten Operation nur über die linke Lunge zu belüften.
Der operative Anteil im Brustkorb beinhaltet die Mobilisation der Speiseröhre, Entfernung der lokalen Lymphknoten sowie Absetzen des tumortragenden Speiseröhren-Segmentes von oben.
Rekonstruktion der Speiseröhre
Für die Rekonstruktion stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Ziel ist es, die Verbindung zwischen dem verbleibenden oberen Speiseröhrenabschnitt und dem restlichen Magen-Darm-Trakt wiederherzustellen, damit langfristig eine normale Nahrungsaufnahme möglich ist.
Methode der ersten Wahl ist die Magenschlauchbildung mit Magenhochzug. Dabei wird aus dem verbleibenden Magen ein länglicher Schlauch geformt, der durch das Zwerchfell in den Brustkorb hochgezogen und dort mit der oberen Speiseröhre verbunden wird. Der hochgezogene Magenschlauch ersetzt den entfernten Speiseröhrenteil – die Verbindung ist wiederhergestellt. In manchen Fällen ist diese Methode nicht möglich – zum Beispiel, wenn die Strecke zu lang ist oder Voroperationen am Magen eine Schlauchbildung oder den Hochzug verhindern. In diesen seltenen Fällen kann auf Darmabschnitte zurückgegriffen werden.
Beim sogenannten Colon-Interponat wird ein gut mobilisierbares Segment des Dickdarms an beiden Enden abgesetzt, in den Brustkorb hochgezogen und mit der verbleibenden Speiseröhre sowie dem Magen verbunden. Auch der verbleibende Dickdarm im Bauch wird neu verbunden. Zum Schutz der neuen Verbindungen wird in der Regel eine Magensonde eingelegt. Darüber kann überschüssiges Sekret abgesaugt und über einen zweiten Schenkel direkt nach der Operation eine spezielle Ernährung in den Dünndarm verabreicht werden.
Ihr Experte

Prof. Dr. med. Matthias Reeh
Chefarzt
Chirurgie
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