Bauchaortenaneurysma: Behandlung mit einem Stent
Jean Max Runge ist ein Baum von einem Mann, fester Händedruck, ein freundliches Lächeln durch die randlose Brille, volles, weißes Haar. Seine 71 Jahre sieht man ihm nicht an. Bis vor ein paar Tagen hat der Isolationsklempner seine eigene Firma geführt. Runge hat Kühlhäuser geplant und gebaut, erst als Angestellter und dann die letzten 18 Jahre mit seiner eigenen Firma und bis zu 8 Angestellten. Runge hat sein Leben lang hart gearbeitet, eine 40 Stunden Woche kennt er nur vom Hörensagen und im Urlaub unerreichbar zu sein – undenkbar. Dass Runge heute jedoch noch lebt, hat er einem Zufall zu verdanken – und kompetenten Ärzten.
Vom Hüftschmerz zur Schockdiagnose
Auch wenn Runge viele Nächte auf Montage in Hotels in Deutschland und Europa verbracht hat, so ist er doch ein Familienmensch. Er hat die beiden Söhne mit- erzogen und er hat sich auch immer Zeit für seine Frau genommen, mit der er in diesem Jahr 50 Jahre verheiratet ist. So auch an einem Tag im August. Runge war mit seiner Frau zum Shoppen in Hamburg unterwegs. Seine Hüfte hatte ihm in den letzten Wochen immer mal wieder Schmerzen bereitet, aber so schlimm wie an diesem Tag war es noch nie. Runge konnte kaum noch laufen. Seine Frau schickte ihn zum Hausarzt, der ihn an einen Radiologen überwies. Der Radiologe sah, dass es nicht die Hüfte war und schickte ihn mit der Diagnose „Verdacht auf Aortenaneurysma“ in ein großes Krankenhaus. Dort erklärte man Runge, dass man frühestens in einem halben Jahr einen Termin hätte und er doch einfach nur ein wenig Geduld haben müsse, es eile ja nicht.

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Ein Aneurysma bleibt oft lange unbemerkt und kann plötzlich reißen. Häufig betroffen ist die Bauchschlagader (Aorta). Die Folge: lebensbedrohliche innere Blutungen. Ein Ultraschall erkennt ein Aneurysma frühzeitig und ermöglicht eine rechtzeitige Behandlung. Der Check ist schmerzlos, strahlenfrei und kostet nur 39,90 Euro. Vereinbaren Sie einen Termin unter:
Runge hatte ein ungutes Gefühl und stellte sich wieder bei seinem Hausarzt vor. Auch der konnte mit der Einschätzung des Krankenhauses nichts anfangen und schickte ihn zu Prof. Dr. med. Christian R. Habermann, Chefarzt für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Leiter des Gefäßzentrums am Marienkrankenhaus in Hamburg. Für Habermann war die Diagnose klar: Ein Aortenaneurysma mit einem Durchmesser von über 5,5 Zentimetern – wieder mal ein Zufallsbefund. Bei Runge bestand die deutlich erhöhte Gefahr einer Ruptur. Einmal falsch gehoben, oder ein kräftiger Nieser und das Aneurysma konnte platzen.
Aneurysma - Risikofaktoren und Symptome
Dazu Prof. Habermann: „Ein Aortenaneurysma ist eine Aussackung der Hauptschlagader, die durch Bluthochdruck oder durch eine Verhärtung der Gefäßwände, die sogenannte Arteriosklerose, entsteht. Männer über 65 Jahre sind etwa fünfmal häufiger betroffen als Frauen. Rauchen und zu hohe Blutfettwerte sind Risikofaktoren. Bei jedem zehnten Patienten mit einem Aneurysma, das größer als 5 cm ist, platzt die Aussackung innerhalb eines Jahres. Sie verbluten dann innerlich innerhalb weniger Minuten. Nur wenige dieser Patienten schaffen es dann noch rechtzeitig in ein Krankenhaus. Leider gibt es in Deutschland immer noch kein verbindliches Screening, dabei könnten wenige Minuten Ultraschall viele Menschenleben retten. Alleine in Deutschland laufen wahrscheinlich über eine Million unerkannte Aortenaneurysmen herum.“

„Herr Runge gehörte zu den über 70 Prozent der Patienten, bei denen eine minimal-invasive Katheterintervention möglich war und somit auf eine Operation und auf große Hautschnitte verzichtet werden konnte.“
– Prof. Dr. med. Christian R. Habermann, Chefarzt
Runge wurde also noch am selben Tag versorgt. Dazu wurde er auf einen Röntgentisch gelegt und das Gebiet um die Leistenarterie wurde örtlich betäubt. Dann schob der Arzt einen dünnen Kunststoffschlauch, in dem ein Führungsdraht steckt, bis zum Aneurysma. Dies geschah unter Röntgenkontrolle – am Marienkrankenhaus sogar mit einem Gerät, das wahlweise einfache Röntgenbilder oder Computer generierte Röntgen-Schichtbilder (CT) liefert.
Prof. Habermann: „Bei Herrn Runge haben wir optimale Bedingungen vorgefunden, die Nierenarterien waren noch weit genug entfernt, wir hatten also in alle Richtungen genug Platz. Auf einem Katheter ist eine zusammengefaltete, sogenannte Y-Prothese montiert, die wir bis zu der Aussackung geschoben und dann aufgedehnt haben.“ Diese Prothese lag in der Aorta und mit jeweils einem Schenkel rechts und links in den Beinarterie. Durch den Druck des Materials schmiegte sie sich an die Gefäßwand und kapselte die Aussackung ab. Nach einem Eingriff von 90 Minuten war die Gefahr gebannt.
Stentgraft-Prothese statt OP
Jean Max Runge musste noch zwei Tage zur Überwachung im Krankenhaus bleiben. Eigentlich fand er das überflüssig, er war ja wieder gesund und Bäume hätte er auch schon wieder ausreißen können. Folgerichtig baute er bereits eine Woche nach dem Eingriff wieder Kühlhäuser. Runge geht nun in regelmäßigen Abständen zu Prof. Habermann, um mit dem CT seine Aorta und die Prothese zu überprüfen. Die sitzt weiter einwandfrei und der ehemalige Blutsack wird von Mal zu Mal kleiner.
Runge geht es gut, wenn da nicht das Rentnerdasein wäre, er langweilt sich. Deswegen geht die Hochzeitsreise anlässlich der goldenen Hochzeit auch nicht nach Mölln, wie vor fünfzig Jahren, sondern nach Dubai.
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