Trotz Ohrspeicheldrüsenkrebs: „Ein Vierteljahr nach der OP stand ich wieder im Atelier“

Die Künstlerin Marita L.* (65) entdeckte vor vier Jahren eine Verdickung hinter dem Ohr. Die Diagnose: Ohrspeicheldrüsenkrebs. Eine OP war unumgänglich – für die aktive Frau zunächst ein Schock. Doch Marita kämpfte, wollte ihr kreatives Leben weiterführen – sie trainierte erfolgreich ihren Gesichtsnerv und ist heute beschwerdefrei.

Es ist die größte Drüse des Körpers, die Speichel produziert, doch wirklich zu spüren bekommt man die Ohrspeicheldrüse oftmals erst dann, wenn sie sich entzündet und schmerzt: bei Mumps. Doch die Parotis, wie sie im Fachjargon heißt, kann noch weitaus gravierendere Probleme bereiten. Marita, Künstlerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern, berichtet: „Ich spürte eine kleine Verdickung hinter dem Ohr, wie eine Erbse, es schmerzte nicht, ich fand das aber ungewöhnlich, weil ich etwas Ähnliches noch nicht hatte.“

Die Verdickung verschwand nicht. Sie wollte Gewissheit. Doch zwei HNO-Ärzte erkannten die Ursache nicht. Erst beim dritten Anlauf entdeckte eine Ärztin die Brisanz. „Wir sollten sofort handeln, das müsse raus.“, berichtet die 65-Jährige. Sie entschied sich für die HNO-Klinik des Marienkrankenhauses, denn ihr Mann wurde schon einmal in diesem Krankenhaus behandelt und auch im Bekanntenkreis hatte sie viel Positives über das Haus gehört. „Und im Marienkrankenhaus erhielt ich dann die Diagnose: Ohrspeicheldrüsenkrebs. Ich war fertig!“

Eine seltene, tückische Form des Krebses

Parotistumore gehören zu den seltenen Krebsarten. Im Vergleich: Erkranken in Deutschland rund 72.000 Personen jährlich neu an Brustkrebs, so sind es etwa 13.000, die an Tumoren der Mundhöhle und des Rachens erkranken, wozu auch der Ohrspeicheldrüsenkrebs gerechnet wird. Das ergeben Erhebungen des Robert Koch Instituts. Tumore der Ohrspeicheldrüse sind in etwa 80% der Fälle gutartig, 20% sind bösartig.

Lächelnder Mann mit Brille, Bart und weißem Kittel vor einem grauen Hintergrund.

Nach dem ersten Eingriff folgte neun Tage später eine zweite OP. Chirurg Dr. von Lücken erklärt: „Im genannten Fall wurde zunächst die äußere Hälfte der Ohrspeicheldrüse mit dem darin liegenden Tumor entfernt – wir wollten wissen, ob der Tumor bösartig ist. Der histologische Befund bestätigte dies. In einer zweiten OP wurde nun die restliche Ohrspeicheldrüse mitsamt den Lymphknoten der linken Halsseite entfernt.“

Marita berichtet über die Zeit kurz nach dem Eingriff: „Schon nach der ersten OP bekam ich mein rechtes Auge nicht zu und meinen Mund kaum auf, musste mich mit dem Strohhalm ernähren, der Gesichtsnerv war angegriffen.“

Der Chirurg wird noch einmal deutlich und zählt die Risiken auf: „Zur OP gibt es häufig keine Alternative – wir sagen den Patientinnen und Patienten die Wahrheit hinsichtlich ihrer Diagnose und deren Risiken, denn je nachdem, wie weit der Tumor eventuell schon in den Gesichtsnerv hineingewachsen ist, kann es nach dem Entfernen zu Lähmungserscheinungen kommen, die auch zum Teil irreversibel sein können.“

Nun war Mut und Durchhaltewillen gefragt. Die 65-Jährige sagte sich: „Da gehe ich gegen an. Ich überlebe! Ich bin ein Mensch mit fröhlichem Lebenswillen. Und ich wollte mein kreatives Leben, das ich gern führe, nicht beenden!“

Eigeninitiative: Mit der elektrischen Zahnbürste den Gesichtsnerv stimulieren

Nach der zweiten OP – der Krebs hatte gestreut, die Lymphknoten mussten entfernt werden – beschreibt Marita ihre Situation: „Die rechte Hälfte meines Gesichts gehorchte nicht mehr richtig, ich hatte Taubheitsgefühle, Symptome ähnlich wie nach einem Schlaganfall.“

Aber sie fühlte sich gut aufgehoben und lobte die Pflegenden und das Medizinerteam. „Die Schwestern und auch Dr. von Lücken kümmerten sich rührend um mich, trösteten und waren ganz liebevoll. Die Pflege und Behandlung waren sehr, sehr gut – übrigens auch das Essen. Es herrscht dort einfach eine gute Atmosphäre, man merkt, es ist ein christliches Krankenhaus.“

Nach den OPs war Eigeninitiative gefragt. „Denn großen Mut machte man mir nicht, dass sich meine Gesichtszüge wieder normalisieren würden“, berichtet sie. „Ich wollte das aber nicht! Ich arrangiere mich nicht mit dem jetzigen Zustand, sagte ich mir.“ Aber sie betont auch: „Für die Nachsorge braucht man einen starken Willen.“

 

*Name von der Redaktion geändert

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