Gefäßverschlüsse erkennen und behandeln

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), auch als Schaufensterkrankheit bekannt, ist eine chronische Durchblutungsstörung der Extremitäten, insbesondere der Beine. Ursache ist häufig die Arteriosklerose, bei der Ablagerungen wie Kalk, Fett und Eiweiße die Arterien verengen und verhärten, was den Blutfluss einschränkt.

Diagnostik und Behandlung

Zur Diagnose werden bildgebende Verfahren wie die Duplex-Sonographie, 
die CT-Angiographie bzw. die MR-Angiographie und die Becken-Bein-Angiographie eingesetzt. Letztere wird per Katheter über eine Leistenarterie durchgeführt, um mithilfe von Kontrastmittel Engstellen oder Verschlüsse sichtbar zu machen. Bei Bedarf können diese Veränderungen in derselben Sitzung direkt behandelt werden (PTA).

Bei kleinen, asymptomatischen Engstellen ohne Beschwerden sind regelmäßige Kontrollen ausreichend. Diese umfassen bildgebende Verfahren wie Ultraschall sowie gegebenenfalls Anpassungen der medikamentösen Therapie.

Zur Verlangsamung des Fortschreitens der pAVK und Reduzierung des 
Komplikationsrisikos können folgende Medikamente eingesetzt werden:

  • Blutdrucksenkende Medikamente bei erhöhtem Blutdruck
  • Blutverdünner (Antikoagulanzien), um das Risiko von Blutgerinnseln zu 
minimieren
  • Lipidsenker können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und stabilisieren die Gefäße

Lebensstiländerungen und ergänzende Therapien

Neben medizinischen und interventionellen Maßnahmen sind Änderungen des Lebensstils entscheidend. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Lebensqualität zu erhöhen und das Fortschreiten der pAVK zu verlangsamen:

  • Raucherentwöhnung: Nikotinabstinenz verbessert die Prognose erheblich.
  • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die Gefäßgesundheit.
  • Strukturiertes Gehtraining kann die Gehfähigkeit steigern und Beschwerden lindern.
Ein Chirurg in Schutzkleidung betrachtet einen Monitor während eines medizinischen Eingriffs.

Unser Gefäßzentrum

Die Angiologie ist Teil des interdisziplinären Gefäßzentrums am Marienkrankenhaus Hamburg. Hier sorgt ein fachübergreifendes Team mit Expertinnen und Experten aus Angiologie, Gefäßchirurgie, Radiologie, Neurologie und Wundmanagement dafür, dass Patientinnen und Patienten ganzheitlich behandelt werden.

Therapieformen

1. Ballonangioplastie (PTA inkl. Drug-Eluting-Balloon (DEB))

Ein Ballonkatheter wird zur verengten Stelle geführt und dort aufgeblasen, um die Arterie zu erweitern. Als spezielle Form kann ein „Drug-Eluting Balloon“ (DEB) verwendet werden, der mit einem Medikament beschichtet ist, um die Neubildung von Gewebe (Neointimahyperplasie) zu verhindern. DEB-Katheter sind mit einem antiproliferativen Wirkstoff (wie Paclitaxel) beschichtet.

Wirkungsweise: Beim Aufblasen des Ballons wird das Medikament direkt in die Gefäßwand abgegeben, wo es die Neubildung von Intima-Gewebe und damit das Risiko für eine Restenose reduziert.

Der Vorteil: Durch den Einsatz eines DEB kann in vielen Fällen auf die Implantation eines Stents verzichtet werden, da die medikamentöse Beschichtung die Gefäßweite langfristig stabilisiert.

2. Metallstützen für dauerhaft durchgängige Gefäße

Um die Arterie dauerhaft offen zu halten, kann während der PTA ein Stent eingesetzt werden. Dies ist besonders hilfreich, wenn die Verengung schwerwiegender ist oder wiederholt auftritt. Die Entscheidung, ob PTA mit oder ohne Stent durchgeführt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Schwere der Verengung und der individuellen Anatomie des Patienten.
Ein Stent, eine kleine Gefäßstütze aus Metall, wird an der Engstelle platziert, um das Gefäß offen zu halten. Die Stents werden individuell nach erkranktem Gefäßtyp ausgewählt. Sie sind häufig „selbst expandierend“ und dabei so flexibel, dass sie alle Bewegungen des Menschen mitmachen. Mit diesen Stentarten arbeiten wir:

  • Bare-Metal-Stents (BMS): Unbeschichtete, balloon-expandierbare oder selbstexpandierbare Gefäßstützen aus Metall, die mechanisch verhindern, dass das Gefäß wieder kollabiert
  • Drug-Eluting Stents (DES): Balloon-expandierbare Stents mit einer Medikamentenbeschichtung, die lokal Entzündungsreaktionen und Zellwucherung hemmt, um Restenosen zu reduzieren.
  • Neue self-expandable Drug-Eluting Stents (wie ELUVIA): Flexible Nitinol-Stents, die sich nach Freigabe von selbst weiten und eine spezielle Wirkstofffreisetzung über Monate bieten. ELUVIA-Stents kombinieren die Vorteile der Selbstdehnung mit einer quellfreien Medikamentenbeschichtung für langanhaltenden Gefäßschutz.
  • Gecoverte Stents oder Stentgrafts (wie Viabahn, VBX): Diese Stents sind zusätzlich mit einer dünnen PTFE-Membran überzogen. Sie eignen sich besonders zur Abdichtung von Gefäßwandverletzungen, zum Überbrücken längerer Läsionen und zur Behandlung von Aneurysmen oder Gefäßperforationen. Die Membran verhindert das Einwachsen von Neubildungen in das Stentlumen und reduziert das Risiko für Restenosen.

3. Atherektomie – Präzise Gefäßfreilegung durch Abtragung von Plaque

Die Atherektomie ist ein modernes, minimal-invasives Verfahren zur Entfernung von krankhaft veränderten Ablagerungen (Plaque) in den Arterien. Dabei wird das harte, verengende Material gezielt abgetragen und aus dem Gefäß entfernt, um die Blutbahn zu erweitern und die Durchblutung zu verbessern.

  • Gezielte Plaque-Entfernung: Abtragung direkt an der Engstelle, ohne umliegendes Gewebe zu schädigen
  • Reduziertes Embolie-Risiko: Dank integriertem Aspirationssystem werden Partikel zuverlässig abgesaugt
  • Schnellerer Behandlungserfolg: Häufig bessere Ergebnisse bei stark verkalkten Gefäßen als mit Ballon allein
  • Minimal-invasiv: Kürzere Klinikzeit und rascher Wiedereinstieg in den Alltag

4. Lithoplastie – Innovative Gefäßbehandlung mit Schallwellen

Die Lithoplastie ist ein modernes, schonendes Verfahren zur Behandlung von Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose). Mithilfe fokussierter Schallwellen („Lithotripsie“) werden hartnäckige Kalkablagerungen in den Arterien gezielt zerkleinert. Anschließend kann die betroffene Gefäßstelle sanft geweitet werden, um die Blutversorgung nachhaltig zu verbessern.

  • Präzise und gewebeschonend: Die Kalkzertrümmerung erfolgt punktgenau, umliegendes Gewebe bleibt geschützt
  • Minimal-invasiv: Kurzer Klinikaufenthalt, schnellerer Wiedereinstieg in den Alltag
  • Verbesserte Durchblutung: Linderung von Beschwerden wie Schmerzen beim Gehen oder Kältegefühl in den Beinen
  • Hohe Erfolgsraten: Zahlreiche Studien bestätigen die Wirksamkeit und Sicherheit der Methode

Ihre Expertinnen und Experten

Das könnte Sie auch interessieren

Gruppe von Personen in medizinischer Kleidung, die im Freien vor Bäumen posiert.
Klinik für Kardiologie, Pneumologie, Angiologie und Intensivmedizin

Lungen-, Herz- und Gefäßerkrankungen hängen oft miteinander zusammen. In unserer Klinik im Marienkrankenhaus Hamburg finden Sie Spezialistinnen und Spezialisten aus diesen sich ergänzenden Fachbereichen – für eine optimale Behandlung.

Lächelnder Mann in blauer Arbeitskleidung steht in einem hellen Flur.
Unser Pflegekonzept

Die Qualität der Pflege hat im Marienkrankenhaus Hamburg einen hohen Stellenwert. Unsere Pflegefachkräfte versorgen Patientinnen und Patienten nicht nur kompetent, sondern auch mit Verständnis und Mitgefühl.