Mit Antikörpern gegen den Krebs

Die Diagnose Krebs schockiert: Wer erfährt, dass er an Krebs erkrankt ist, wird von Angst gepackt – vor Operationen, anstrengenden Chemotherapien und davor, dass vielleicht doch keine Therapie mehr hilft. Doch Krebs ist nicht gleich Krebs. So unterschiedlich die vielen Tumorerkrankungen sind, so sind es auch die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen. Dass manche Tumorarten etwas von ihrem Schrecken verloren haben, liegt zum einen daran, dass sie früher entdeckt werden, zum anderen aber auch daran, dass es bessere Behandlungsmöglichkeiten gibt als noch vor wenigen Jahren. Insbesondere durch die Checkpoint-Inhibitoren (Immuntherapie) und Antikörpertherapie als auch die molekulargenetisch ausgerichtete Tumortherapie werden heutzutage wesentlich bessere Behandlungsergebnisse erzielt.

Fortschritte in der Krebsbehandlung

So werden heute bei vielen Krebsarten Antikörper eingesetzt, die auf unterschiedliche Weise das Wachstum der Tumorzellen bremsen oder auch das körpereigene Immunsystem durch sogenannte Checkpoint-Inhibitoren (Immuntherapie) gegen den Tumor aktivieren. „In den 90er-Jahren kamen die ersten klinischen Forschungsansätze über die Beeinflussung von Wachstumsfaktoren der Krebszellen auf. Das war damals für viele Ärzte noch gar nicht vorstellbar. Seitdem gibt es eine dramatische Änderung der Behandlungskonzepte“, sagt Prof. Dr. med. Udo Vanhoefer, Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie im Marienkrankenhaus Hamburg.

Tumorgenetische Untersuchungen

Um abschätzen zu können, ob die Therapie mit solchen zielgerichteten Medikamenten hilft, ziehen die Ärzte auch tumorgenetische Untersuchungen heran. Denn man weiß, dass diese Therapie bei bestimmten Mutationen nicht greift. Deswegen wird gezielt analysiert, welche Patientinnen und Patienten von der Therapie profitieren und welche nicht. Wenn man feststellt, dass einer dieser sogenannten Tyrosinkinase-Inhibitoren nicht wirkt, kann man immer noch auf ein anderes Medikament der gleichen Wirkgruppe ausweichen.

Diese Form der Therapie ist das, was Experten heute unter dem Stichwort individualisierte Medizin zusammenfassen. Kein Tumor ist wie der andere, und die Therapie richtet sich nach den individuellen Merkmalen des Patienten und der Tumorart.

Die molekularpathologische Charakterisierung der Tumorgenetik ermöglicht es heute, viele Tumorerkrankungen sehr effektiv und gut zu behandeln. Bei einigen Tumorerkrankungen (z. B. das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom mit bestimmten genetischen Mutationen) kann trotz einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung über Jahre eine Tumorremission (Rückgang) mit einer sehr guten Lebensqualität erreicht werden. Auch kann die Immuntherapie durch die Aktivierung des körpereigenen Immunsystems gegen Tumorzellen zu langfristigen Remissionen der Tumorerkrankung führen. Dieser Fortschritt in der Tumortherapie wäre vor einigen Jahren noch nicht vorstellbar gewesen.

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