
Interdisziplinär und ganzheitlich behandeln
Die Diagnose „kryptogener Schlaganfall“ trifft meist jüngere Schlaganfallpatientinnen und -patienten, in deren Alter ein Hirninfarkt eher selten ist. Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass rund 30 Prozent aller Schlaganfälle auch mit modernen Diagnosemöglichkeiten nicht erklärbar sind. In solchen Fällen ist eine besonders gewissenhafte Diagnostik und Therapie von großer Bedeutung.
Um Patientinnen und Patienten optimal zu versorgen, gibt es in unserem Zentrum eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kliniken für Kardiologie, Neurologie, Hämatologie und Onkologie sowie dem Gefäßzentrum des Marienkrankenhauses. Diese Form der fachübergreifenden Kooperation ist in ihrer Breite einzigartig in Hamburg.
Den Ursachen auf der Spur
Das Kompetenzzentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, neurologische Störungen, die mit Herz-Kreislauferkrankungen in Zusammenhang stehen, sorgfältig zu analysieren und effektive Therapien für Patientinnen und Patienten zu erarbeiten. Dazu gehört der Verschluss von Defekten in der Herzscheidewand (Septumverschluss, Vorhofohrverschluss) ebenso wie Gefäßeingriffe, um die Durchblutung zu verbessern. Dabei setzen wir vermehrt auf interventionelle Verfahren statt operativer Eingriffe.
Unser Expertenteam hat umfangreiche Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung folgender Erkrankungen:
- Seltene Ursachen von Schlaganfällen (im Rahmen von Arterienentzündungen oder rheumatischen Erkrankungen, angeborene Thromboseneigung oder Enzymstörung, Dissektionen bei Gewebeerkrankungen)
- Schlaganfälle, insbesondere mit einem PFO (angeborener Herzfehler)
- Kardiomyopathien (Herzmuskelerkrankung)
- Kardiovaskuläre Erkrankungen
- Angeborene oder erworbene Herzscheidewand-Defekte bei Kindern und Erwachsenen
- Gefäßerkrankungen des Herzens und des Gefäßsystems
- Periphere venöse thrombotische Erkrankungen (Venenverschluss)
Ursache PFO: Diagnostik und Therapie
Ein persistierendes Foramen ovale (PFO) ist ein Verbindungstunnel zwischen rechtem und linkem Herzvorhof, der sich nach der Geburt nicht verschließt. Tatsächlich ist dieser Defekt der häufigste „Herzfehler“ und kommt bei etwa 25 Prozent aller Menschen vor. Er besitzt normalerweise keinen Krankheitswert. Beim Husten oder beim Pressen kann es jedoch vorkommen, dass es kurzzeitig zu einem Blutübertritt aus der venösen Strombahn (rechter Vorhof) in die arterielle Strombahn (linker Vorhof) kommen kann. Dies ist normalerweise kein Problem, aber wenn im venösen Kreislaufsystem (zum Beispiel in den Beinvenen) kleine Blutgerinnsel vorhanden sind, können diese unter Umständen zu einem Schlaganfall führen.
Findet sich für einen Schlaganfall keine andere Ursache, kann mittels einer transösophagealen Echokardiografie mit Kontrastmittel festgestellt werden, ob ein PFO vorliegt. In solchen Fällen empfehlen wir einen interventionellen Verschluss des PFO mittels eines kleinen „Schirmchens“ via Herzkatheter. Diese Technik ist inzwischen sehr ausgereift und kann mit geringem Risiko angewendet werden.
Nachdem das PFO vorsichtig unter Schluckechokontrolle und Röntgenkontrolle sondiert wurde, wird ein Schirmchen zunächst auf der linken Vorhofseite entfaltet und an das PFO herangezogen. Im zweiten Schritt wird das Gegenschirmchen auf der rechten Vorhofseite des Defekts entfaltet und damit der Defekt geschlossen (Sandwich-Technik). Für den Verschluss stehen inzwischen zahlreiche verschiedene Systeme zur Verfügung, die individuell für unsere Patientinnen und Patienten ausgesucht werden.
Nach erfolgtem Eingriff kann die Patientin oder der Patient in der Regel nach kurzer Nachbehandlungszeit wieder entlassen werden. In den Folgemonaten ist eine Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten notwendig. Danach empfehlen wir im Intervall von sechs Monaten eine ambulante Kontroll-Untersuchung, um die korrekte Lage des „Schirmchens“ zu kontrollieren. Ist dies der Fall, so kann in der Regel die blutverdünnende Therapie – bis auf ASS 100 – abgesetzt werden.
Ursache ASD: Diagnostik und Therapie
Auch bei einem klassischen Vorhofseptum-Defekt, abgekürzt ASD, kann ein Loch in der Vorhofscheidewand (Trennwand zwischen dem linken und dem rechten Vorhof des Herzens) neben einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle sogar zu einer Herzschwäche führen. Es handelt sich um einen der häufigsten angeborenen Herzfehler. Etwa ein Drittel aller ASD werden aber erst im Erwachsenenalter entdeckt. Hauptsymptom ist zunehmende Belastungsluftnot.
Ob ein ASD relevant ist, wird mittels Herzultraschall- und Rechtsherzkatheter-Untersuchung bestimmt. Grundsätzlich ist ein ASD-Verschluss immer sinnvoll, wenn Blut in größerer Menge durch das Loch in der Herzscheidewand fließt (Shunt). Als Behandlungsverfahren kann entweder ein chirurgischer Verschluss mit einer Patchplastik oder aber ein interventioneller Verschluss mit einem selbstexpandierenden Schirmchen (Okkluder) durchgeführt werden. Die Intervention wird mittels Schluckultraschall-Bildgebung überwacht. Für den Zeitraum der Implantation kann bei Bedarf eine milde Narkose zum Einsatz kommen.

Unser Gefäßzentrum
Bei der Diagnostik und Therapie von Schlaganfällen arbeiten wir eng mit dem Gefäßzentrum im Marienkrankenhaus Hamburg zusammen.

Informationen für Zuweisende
Hier finden Sie alle Informationen rund um unser Behandlungsspektrum, unsere Schwerpunkte und Kontaktdaten.
Zentrumsleitung

Dr. med. Florian S. Lienau
Chefarzt
Neurologie

Prof. Dr. med. Edith Lubos
Chefärztin
Angiologie, Intensivmedizin, Kardiologie, Pneumologie
Expertenteam

Dr. med. Joystone Gbadamosi
Leitender Oberarzt
Neurologie

Zertifizierungen


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In unserer Klinik für Neurologie werden sowohl akute als auch chronische Erkrankungen des Nervensystems gründlich untersucht und behandelt.

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